Als nach dem Umzug die Küche aufgebaut wurde, unterhielt ich mich ein wenig mit dem Monteur, der selbstständig als Dienstleister für diverse Küchenzentren arbeitet. Er erzählte mir von angenehmen und weniger angenehmen Kund:innen, und von angenehmen und weniger angenehmen Auftraggeber:innen. Gerade sein aktueller Auftraggeber jedoch wäre von besonderer Natur, mit einer gesunden Mischung aus Arroganz und mangelndem Verständnis für die Arbeit vor Ort.

Mit einem Lächeln erinnerte sich der Monteur an eine kurze Auseinandersetzung mit ihm. Bei einer Installation wurden falsche Teile angeliefert, die sich einfach nicht anpassen ließen. In der Nachbesprechung warf ihm sein Auftraggeber vor, nicht die entsprechenden geistigen Fähigkeiten zu besitzen.

„Wissen Sie“, erwiderte er darauf, „das Abitur habe ich auch geschafft.“

„Wie, Sie haben Abitur?“, fragte ihn sein Auftraggeber wohl recht überrascht.

„Ja“, entgegnete der Monteur ihm, „und dann habe ich mit Auszeichnung Wirtschaftswissenschaften studiert, aber noch rechtzeitig bemerkt, dass ich kein vertrockneter Sesselfurzer werden möchte, sondern lieber einer Arbeit mit Leidenschaft nachgehe, die ich richtig gerne mache – und habe dazu eine Schreinerlehre gemacht.“

„Zwar würde sich dieser Auftraggeber noch immer wie ein Idiot benehmen“, erzählte er mir, „aber nichts ließe ihn so still werden wie ein einfaches Lächeln von ihm.“


Ein paar Tage früher war ein Techniker da, der sich um den Telefon- und Fernsehanschluss kümmerte. Sehr zu seiner Unzufriedenheit war das kein einfacher Installationsjob, sondern einer mit zweifacher Anreise: Für meinen Anschluss musste die bestehende Hausanlage ausgetauscht werden. Mit viel Unwillen, aber herausragender technischer Kompetenz nahm er sich dem an, was mehrere Stunden dauern sollte. Gerne leistete ich ihm dabei ein wenig Gesellschaft, und wenn schon nur, weil mich die Technik interessierte.

Während er mir auch von angenehmen und weniger angenehmen Kunden – aber insbesondere den anhängigen Aufträgen sowie deren knapper Terminierung – erzählte, merkte ich an, dass seine Kabelanordnung an der Wand wie eine überdimensionierte Platine aussehen würde, und ich es schön fände, wenn man in einer Arbeit die Liebe zum Detail erkennen könne. Schließlich erzählte er mir dann, wie er zu diesem Job gekommen wäre: Er sei Elektrotechniker (mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik), und hätte zuletzt für ein japanisches Unternehmen hier vor Ort gearbeitet.

Dort hätte er sich besonders um Faxgeräte gekümmert: Entwurf, Optimierung, Testen. Das wurde aber nach und nach rückläufig, bis es sich fast nur noch um Reparaturen drehte. Irgendwann waren Faxgeräte so billig und die Technik würde keinen Fortschritt mehr machen können, dass sein Arbeitsplatz aufgelöst wurde. Nach einer langen Trockenphase landete er schließlich als Angestellter in einer Firma, die für Telekommunikationsanbieter Lösungen umsetzt.

„Besser das, als gar nicht arbeiten“, sagte er mir, „und es hätte mich schlimmer treffen können. Ein Kollege von mir ist Diplom-Ingenieur.“

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