Und 20 % sind Details.

Wenn ich mir die Website eines Unternehmens ansehe, dann schaue ich mir sehr genau die Details an in dem Rahmen, was die Website darstellen will und kann.

Hat sie Schlagworte? Werden sie dann auch sauber gepflegt? Hat sie eine Zeitleisten-Funktionalität, wie zum Beispiel bei Stratfor in den Artikeln – ist die dann auch gut gefüllt und relevant umgesetzt? Bieten die Links einen Mehrwert?

Ist das Design im Detail stimmig und konsequent? Wird die Corporate Identity überall eingehalten? Wie schaut es aus mit der Textformatierung? Mit Sprache und Rechtschreibfehlern? Funktionieren die Links in einem alten Artikel oder im Fußbereich? Passen die rechtlichen Texte zur technischen Funktionalität?

Und so unglaublich viel mehr. Viele Dinge, bei denen du erkennen kannst, dass sie einfach und schnell zu einer 80 %-Lösung führen, aber genauso zu erkennen ist, dass kein Wert auf die letzten 20 % gelegt wurde.

Bei nicht allem ist das wichtig, klar. Wenn du dir allerdings zum Beispiel etwas anschaust, das versucht Qualität zu verkaufen, und das dann nicht an jeder Stelle in der Kommunikation stimmt1, dann ist es wahrscheinlich das Geld nicht wert, oder das Unternehmen wirkt letztlich nicht glaubwürdig, weil sofort erkennbar ist, dass die Chefs/Verantwortlichen/Inhaber:innen nicht selbst ihre besten Kritiker:innen/Besucher:innen/Testkäufer:innen sind und nicht den Selbstanspruch an die Firma und die Produkte haben, und wenn es nur um das Besuchen der eigenen Website geht.

Besonders bei hochpreisigen Dienstleistungen und Gütern, aber auch bei jedem anderen kommunizierten Qualitätsanspruch, fällt immer besonders auf, was nicht da ist. Dazu gehören eben auch die letzten 20 % auf einer Website.

Wenn du über diese Details reden musst, wenn du etwas Hochpreisiges verkauft, hast du entweder die falschen Kund:innen oder Rechtfertigungszwang. Den Kund:innen das als „Beipackzettel“ mit auf den Weg zu geben ist dann etwas anderes und muss auch so sein: Emotionen verkaufen, mit Spezifikationen untermauern.

Sehr viele Menschen registrieren das zumindest unterbewusst sehr wohl, wie bei merkwürdigen und kitschigen Schriftarten, und ohnehin bei fast allem, was Design angeht.

Der Anspruch geht aber auch anders: Aldi sieht billig aus, weil Aldi billig aussehen will. Und gerade deswegen zieht Aldi das konsequent bis ins letzte Detail durch, wie absichtlich halb ausgepackte Kartons stehenzulassen. Das Gegenteil ist ein Apple Store oder Louis Vuitton.

Details sind nicht nur tolle Ideen, Details sind vor allem das Ausarbeiten von oder das Entfernen unnötiger Dinge, das Polieren, das bessere Briefpapier mit eigener Unterschrift, der persönliche Kontakt, die eigene Linie. Und manchmal auch der halb ausgepackte Karton.

Fußnoten

  1. Wie immer gelten Ausnahmen: der Hand-klöppelnde Italiener irgendwo in der Toscana, bei dem wir dafür die Leidenschaft in seinen Augen persönlich sehen, braucht auch keine Website. ↩︎