Wir haben eine recht gute Vorstellung davon, wie Bewusstsein zustande kommt, nur nicht in klar definierter Begrifflichkeit. Bewusstsein ist nicht wirklich körperlich oder „gespeichert“ – es ist das Muster unserer Gehirnaktivitäten; ein übergeordneter Effekt dessen, was in unseren Körpern passiert.

Das Problem mit Identität ist, dass wir dazu neigen, sie als etwas Statisches zu sehen, und nicht als etwas, das an Zeit gebunden ist.1 Schließlich sind wir ja in der Gegenwart, und das kann uns dazu verleiten zu denken, „okay, das bin ich“.

Nur, dass das so nicht stimmt. Am Ende des Tages bist du natürlich noch du, allerdings verändern wir uns. Unsere Körper nehmen Schaden und reparieren sich, verlieren an Substanz und gewinnen neue hinzu. Du bist noch immer du nach diesen physischen Veränderungen, auch nach der zeitlichen, nur vernachlässigen wir dabei gerne diesen zeitlichen Aspekt unserer Identität.

Dabei ist es recht einfach zu zeigen, dass der freie Wille eher eine Bezeichnung und keine Tatsache ist und unsere Identität ein Muster von Reaktionen2: Wenn wir einen Menschen sehen, der in einer für uns nur zu gut bekannten Geste reagiert, und wir uns denken, „wie typisch!“ – dem Muster der Aktivitäten hervorgeholt aus dem Körpergedächtnis und unserer eigenen Mustererkennung.

Sobald wir allerdings begreifen, dass Zeit eine wesentliche Komponente von unserem „ich“ ist, und dass das „ich“ ein Muster von Interaktionen im physischen Raum ist, sind viele Fragen, was Identität denn nun genau sei, sehr viel leichter zu beantworten.3

Vielleicht geht das sogar so weit, dass das Bewusstsein als „Muster“ zu betrachten unsere einzige Möglichkeit ist, es zu verstehen. Denn schließlich sind unsere Gehirne fantastische Filter- und Mustererkennungsmaschinen.4

Fußnoten

  1. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum viele Menschen das Schiff des Theseus für ein Paradoxon halten. ↩︎
  2. Kein Dämon an der Stelle. ↩︎
  3. Nicht nur in dem Kontext, sondern auch für den Artikel: Ich persönlich bin ein großer Freund des Vierdimensionalismus↩︎
  4. Auch wenn fast alle kognitiven Verzerrungen daher rühren. ↩︎