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Weiter geht’s mit meinen Geschichten, die niemals wirklich wurden: Ideen, Skizzen und Notizen zu den besten und den „besten“ davon.

Und auch hier – mach sie gern zu deinen!

Übersicht

„Das Mona-Lisa-Maneuver“

Der Protagonist landet in einer Parallelwelt durch eine Kunstkauf-Aktion. Diese Parallelwelt ist irgendwo zwischen Steam- und Cyberpunk: massivst neoliberal, konsumorientiert und totalitär.

Kunst hat hier einen extrem hohen Stellenwert, da sie Ausdruck von maximalem Wert bei minimalem Nutzen ist, und sie sich kaum einer leisten kann.

In dieser Welt geht der Protagonist orientierungslos zu seiner alten Wohnung, in der seine Ex-Freundin, die in seiner Welt tot ist, noch lebt – und dort mit einer Gruppe von Untergrundkämpfer:innen wohnt, und beide sind überrascht einander zu sehen:

Für ihn, weil sie in seiner Welt tot ist; für sie, weil er wohl in ihrer Welt einen anderen Lebensweg eingeschlagen hat.

Diese Untergrundgruppe macht „Anschläge“ auf Kunst als Kunstaktion, um auf die Missstände dieser Gesellschaft hinzuweisen.

Widerwillig, und um seine zweite Chance bei seiner „toten“ Freundin zu nutzen und vielleicht nach Hause zu kehren, unterstützt er sie:

Mit einer Zielstrebigkeit, die ihm vorher nicht klar war und er bei sich nicht kannte, zuerst, um sie zu beeindrucken, und dann, weil er erkennt, dass es Dinge gibt, die über ihm und seinem Wunsch nach seiner (Ex-)Freundin stehen.

Die Idee: Wofür Ambitionen? Woher kommen sie? Und welche Opfer ist der Protagonist bereit, dafür zu bringen? Und warum hat das Ich in der Parallelwelt einen anderen Weg eingeschlagen, trotz dieser Liebe? Oder gar für – und er geht denselben Weg? Sind das noch eigene Ideale? Und ist es letztlich egoistisch? Was wurde aus dem anderen Ich?

Schon beim ersten Satz der Skizzierung ist klar: Das ist nicht wirklich weit von dem, wo und wie wir bereits leben, und die Idee dazu war noch vor NFTs. (Und vielleicht müsste es mal eine Terrapunk-Geschichte geben, die wahrscheinlich wie BioShock aussehen würde.) Die Geschichte würde wohl wie einige von Cory Doctorow eine bewusste Übertreibung und voller kultureller Anspielungen sein.

„Asylum“

Eine Frau, die ganz ruhig ist und etwas naiv wirkt, wird in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Schon während ihr der Weg zu ihrem Zimmer gezeigt wird, macht ihr die Stationsschwester klar, dass jene die „Chefin“ im Laden ist.

Nach und nach wehrt sich die Frau immer mehr gegen die Stationsschwester und übernimmt „irgendwie“ die Klinik – als würde sie übersinnliche Kräfte besitzen.

Allerdings stellt sich bei immer weiteren und folgenden Auseinandersetzungen heraus, dass sie und die Stationsschwester dieselbe Person sind. Sie hat sich einfach nur „geistig“ von ihrer anderen, destruktiven und totalitären Seite befreit.

Aber welche ist nun wirklich die „wahre“, und was würde es jeweils bedeuten?

Die Idee: Die Geschichte findet auf zwei Ebenen statt: „Wirklichkeit“ und „Erdacht“, wobei die erdachte sich tatsächlich auf die Realität auswirkt. Auch wird nie ganz klar, was nun wahr ist, was sie sich einbildet, und ob Dinge nur in ihrer Realität stattfinden, und sie wirklich die Realität beeinflussen.

Die Perspektive der Ich-Erzählerin würde zwischen den beiden „selben“ Frauen wechseln. Vielleicht wäre es die Geschichte einer kleinen Revolte und Geiselnahme und deren Konfliktlösung, aber eben aus der fantastischen Sicht.

„… wie sie mir gefällt“

Die kurze Geschichte über jemanden, der die Realität mit Kraft seiner Gedanken ändern kann, und zwar aus purer Naivität heraus – wie einen Panzer anzuhalten, „weil warum sollte der mehr Kraft als ich haben“.

Die tatsächliche Realität ändert sich deswegen und bricht schließlich zusammen.

Die Idee: Als magisches Denken wahr wurde. ’nuff said.

„Korruption“

Ein Team von Spezialist:innen korrumpiert ganz bewusst Konzerne und Regierungen, „natürlich für das Gute“.

Keinem der Team-Mitglieder kommen Zweifel dabei.

Die Idee: Wie Leverage, nur als Politthriller! Und eine Auseinandersetzung damit, wie Macht korrumpiert, wie Außenpolitik oft nicht weit davon ist, und letztlich, wie die „Motivlagen“ dafür sind.

Angestrebt hätte ich dabei einen stark satirischen Charakter, vielleicht ähnlich einiger Filme von Paul Verhoeven.

„Die verlorene Stadt des …“

Zwei Handlungsstränge:

Der Suchende

Die „Welt“ hat sich für den Protagonisten entgegen seiner inneren Vorstellungen, Wahrnehmungen und Annahmen entwickelt, und er recherchiert, ob sie schon immer so gewesen ist.

Dabei stößt er bei seinen Recherchen auf Erwähnungen einer besonderen Stadt, die eine zentrale Rolle dabei zu spielen scheint.

Dadurch macht er sich Feinde – allerdings durch die immer extensiver werdende Suche und dass jene erst dadurch selbst auf diese Stadt stoßen.

Die Stadt

In den Episoden über die Stadt erfahren die Leser:innen, wie und warum sie so gebaut wurde:

Die Welt und die in ihr lebenden Menschen wurde immer „kränker“. Es kam zu einer Art Weltkrieg, und dafür hatten sich die Bewohner eine Endlösung ausgedacht, allerdings spielte das aufgrund einer krassen Veränderung keine Rolle mehr.

Und da die Welt ohnehin nur noch digital funktionierte, verschwanden die Erinnerungen letztlich an die Stadt, nachdem es eben die Daten über sie überwiegend auch taten.

Die Idee: „Whither Tartaria?“ hatte ich erst viel später gelesen, wäre als Grundlage aber auch zu lustig. Und die Feinde sind nicht „Feinde“, weil sie ein „altes Geheimnis“ bewahren wollen, sondern sie sich vor den möglichen Folgen schützen und den Status quo aufrechterhalten wollen, und damit liegen sie hier vielleicht nicht verkehrt.

Dabei würde die Geschichte aus alternierenden Blickwinkeln erzählt, mal aus Sicht des Protagonisten, und mal in Episoden dieser Stadt.

Die Auflösung hätten zwei Enden sein können, wenn die Geschichten aufeinandertreffen:

Die Geschichte endet damit, dass der Protagonist die verlassene Stadt findet, und zeitgleich ist es die Erzählung, wie diese Stadt verloren gegangen ist, oder es ist die parallele Geschichte der Abschottung dieser Stadt nach Außen, und der Protagonist erreicht die Tore – und will die Öffnung, ohne zu wissen, was er damit letztlich tut.

„Distribution“

Ein großer Teil der Milchstraße wird von einer Nanny-State-KI beherrscht.

Seit nicht mehr bestimmbarer Zeit versuchen immer wieder Gruppen von Aufständischen, die KI zu bezwingen, jedoch ohne Erfolg.

Erst, als eine Programmiererin auf einem jüngst durch diese KI eroberten Planeten dabei zufällig bemerkt, dass die KI nicht zentral, sondern dezentral funktioniert und sich daher über ihre gesamte Distribution regelmäßig synchronisieren muss, offenbart sich ein echter und der wohl einzige Plan für einen Sieg – dessen Umsetzung tausende Jahre dauern wird.

Die Idee: Passend zu „künstliche Intelligenz und Moral“ – endlich mal eine Hard-Sci-Fi-Geschichte.

Wie bekämpft man einen Feind, der überall zu sein und auf alles Einfluss zu nehmen scheint? Wie koordiniert man sich auf so großem Raum, wenn Kommunikation überwacht wird? Wie kann man sicherstellen, dass etwas getan wurde, ohne zu wissen, von wem? Was bedeutet Zeit, gerade in so einem räumlichen Kontext? Was bedeutet Kohärenz für eine KI?

Und was es da noch mehr an Fragen gäbe: Wie schnell und effektiv kann sich Information ausbreiten – was sind die praktischen Implikationen einer hinreichend entwickelten Spezies auf der Kardaschow-Skala?

Warum nicht gleichzeitig einen Seitenhieb auf Web3: Informationsasymmetrie ist jetzt schon Gift für Dezentralisierung. Dazu aber auch: Anwendungen und Lösungen für das DC-Problem, was sind die Grenzen der glaubhaften Abstreitbarkeit und mehr!

Ach, so viele schöne Fragen, die fast schon als Metaphern für heute taugen. Zustandsmaschinen, die auf Timing und Netzwerkverzögerung angewiesen sind, bedeuten schließlich jetzt schon für Programmierer:innen ein ganz besonderes Vergnügen in der Fehlersuche – und würde in dieser Geschichte den Bewohner:innen der Milchstraße vielleicht letztlich den Arsch retten.

„Pauls Liste“

Ein Gast auf einem Bankett stellt fest, dass er immer wieder dieselbe Zeitschleife durchläuft und sie zu Beginn dabei nur bruchstückhaft wahrnimmt – offensichtlich deshalb, da deren Höhepunkt ein schreckliches Ereignis ist.

Allerdings sind ihm zu Beginn weder der Umfang noch das Ereignis selbst, noch die Auswirkungen klar.

Mit jeder Schleife ändert sich die Länge: Der Protagonist erfährt immer ein Stück mehr, was zuvor passiert ist, aber auch danach.

Jedesmal bemerkt er auch mehr Details, die er vorher nicht wahrgenommen hat, und was die Kette der Ereignisse in Gang setzt und wie sie in Bezug zueinander stehen. Und genauso, was das Ereignis selbst ist.

Dabei erwähnt ein sich in jedem Durchlauf ändernder Gast in einer bestimmten Situation, „Das ist wie auf Pauls Liste!“ Und mit jedem Durchlauf formt sich für den Protagonisten mehr das Bild, dass er nicht nur Gast ist, sondern der Ehrengast ist – und sein Name Paul.

In der letzten Schleife sieht er sich zu Beginn davon mit einer Liste in der Hand am Schreibtisch sitzen.

Die Idee: Okay, auch ich versuche, „Und täglich grüßt das Murmeltier“ einen neuen Anstrich zu geben (von anderen Versuchen sind „Edge of Tomorrow“ und „Palm Springs“ bisher mein Favoriten).

Dabei würde ich nicht versuchen, den Protagonist die Geschehnisse ändern zu lassen: Er will sie in allererster Linie verstehen, bis er letztlich zu seiner Schuld findet: Ist das sein Fegefeuer?

„Oort“

In einem Raumschiff, das den äußersten Rand unseres Sonnensystems, die Oortsche Wolke, erkunden will, erleidet der Schiffsandroid zunehmend Fehlfunktionen.

Auch die Passagiere erleiden nach und nach Zusammenbrüche, bis sie letztlich komatös werden – und kurz vorher ein weißes Leuchten in ihren Augen zu erkennen ist.

Nach diversen Auseinandersetzungen müssen die restlichen Passagiere annehmen, dass sie nicht nur in einer Simulation, sondern selbst simuliert sind, und sie an der effektiven Simulationsgrenze angekommen sind:

Die Zusammenbrüche sind tatsächliche Zusammenbrüche der jeweils wahrgenommenen Realität. Aber wenn sie in einer Simulation sind, kann sie durchbrochen werden? Wie können die verbliebenen Passagiere Kontakt mit den Simulateur:innen aufnehmen?

Der Zwergstern „Nemesis“, ihr Hauptmissionsziel, scheint darauf die Antwort zu sein, allerdings erwartet sie dort nicht, was sie dachten.

Die Idee: Wer Zeitschleife schreibt, muss auch Simulation schreiben. Und nein, im Gegensatz zu „Welt am Draht“ geht es dann nicht um die Flucht aus der Simulation, sondern was die Konsequenzen davon sind und wie damit umzugehen wäre.

Darüber hinaus finde ich den Break-Off-Effekt einfach spannend. Und was ist mit dem Kuiper Cliff? Nemesis? Was sollen diese Paradoxien im All? „AI box“? Ach, die Simulationshypothese ist schon lustig, um wenigstens mal etwas ernster darüber nachzudenken.