Da sitze ich auf diesem weißen Plastikstuhl vor diesem weißen Plastiktisch; diese blaue Plastiktischdecke, leicht gummiert, um den Regen abzuweisen, liegt auf diesem Tisch, und auf der anderen Seite sitzt eine Freundin ihrerseits auf einem weißen Plastikstuhl. Wir sitzen da und unterhalten uns, wir sitzen da, um uns Gesellschaft zu leisten, um uns gleichermaßen an einem Essen zu erfreuen oder um uns dahinter zu verstecken, wenn wir uns nach der langen Zeit doch nichts zu sagen haben, wir sitzen da und lächeln verlegen.
Dann reden wir, wundern uns über das rote Band, das aus der Wand aus den mäßig aufeinander gesetzten Steinkübeln zur Rechten von mir hervorscheint, fragen uns, ob das der Vater von dem Mädchen ist und seine Ex-Frau, an diesem ebenfalls lieblos gestalteten Tisch zu meiner Linken; wir fragen uns, wie das Pärchen hinter mir wahrnehmbar ist, ohne dass wir auf sie achten, in ihrer Wortwahl, in den Themen, wir vergleichen und wundern uns umso mehr, dass die Frau, die eine halbe Etage tiefer als wir sitzt, so über alles tönt, schauen uns weiter um, überlegen, in welchem Verhältnis die Jugendlichen dort zu der ergrauten Frau, wahrscheinlich die Großmutter einer der Jungmenschen, stehen, die diesem verhaltenen Ritual der Nahrungsaufnahme beiwohnt.
Wir sitzen da und atmen ein und aus, die Blicke kreuzend und kurz innehaltend. Ich schaue sie an, drehe mich weg und beobachte sie aus dem Augenwinkel, und ich weiß, dass sie das auch tut. Wir beide schätzen ab; wir sitzen da und schätzen ab, was um uns herum ist, damit wir es nicht gegenseitig tun. Wir schauen weg und schauen andere an, wir sind beim Einsamsein zusammen, wenn wir andere bewerten.
Der Kellner kommt, begrüßt uns und legt eine weiße Papiertischdecke über die blaue. Er breitet sie aus und zieht sie zurecht; ich schaue ihn mir genauer an und kategorisiere ihn für mich als den wohl spanisch aussehendsten Griechen, den ich bisher gesehen habe. Er zieht an der weißen Papiertischdecke, zupft sie zurecht, reicht uns die Karten und fragt uns nach dem Getränkewunsch. Ich sitze da und vergleiche, obwohl es nicht zu vergleichen ist, und sie sitzt da und schaut mich fragend an, als der Kellner sich erkundigt, ob wir schon einen Getränkewunsch haben.
Diese Nähe, da sitzt sie, und ich sitze auch. Wir sitzen uns gegenüber auf unseren weißen Plastikstühlen, und alles scheint neben sich zu stehen. Dem Kellner äußere ich meinen Getränkewunsch, einen Wein, und sie stimmt zu und ergänzt um eine Flasche Wasser, eingeklinkt in der Gewohnheit, wie sie noch immer da ist, und sie nimmt es als selbstverständlich hin.
Schneller als ich denke, frage ich, ob wir uns eine Zwei-Personen-Platte teilen möchten. Schneller als sie denkt, stimmt sie zu, sie stimmt zu und wählt aus, was mir gefällt. Ich schaue mich um und sie schaut sich um. Ich frage mich, ob wir uns gegenseitig eifersüchtig machen wollen. Ich frage mich, was sie denkt; ich weiß nicht, was sie denkt. Wüsste ich doch nur, was sie denkt, wie sie da sitzt und noch immer verliebt schaut, wie sie da sitzt und andere ansieht und mich durchschaut.
Da sitzt sie, das Enigma, das ich nicht lösen konnte und mich deswegen davon trennte; da sitzt sie, ungelöst und voller Fragen, in jeder Facette einer Faszination, dem Gefühl des Wohlfühlens, so sitzt sie da. Entglitten wie die Erkenntnis, die Wärme durchzieht meinen Bauch und ich flüchte.
Das Objekt im Raum, alles schwarz, und sie ist das Signal, die Sirene, deren Verlockung ich nicht widerstehen konnte. Und nun, wo ich mich entzogen habe, greift sie mehr denn je nach mir; begreife ich doch erst, in welcher Perfektion sie nur für mich da war und wie sie mir entglitt, wie ich sie noch hielt, sie umarmte und sie küsste, wie ich sie küsste und liebkoste, wie ich sie liebkoste und die höchste Form der Liebe mit ihr tauschte, wie ich Teil von ihr wurde, wie eins und eins nur eins ergab, wie wir eins waren.
Sie sitzt nun da, als Teil von mir, der mich verlassen hat. So sitze ich nun da, wie ein Teil, das abgestoßen wurde, und ich sitze da, und sie sitzt da, und ihr scheues Lächeln reißt mich runter. Ich muss mich verstecken, muss dem entfliehen. Wie konnte das passieren? Wie konnte das passieren, dass ich sie nie wieder haben werde, wie sie nun sitzt und mir vollständig entgleitet?
Das Essen kommt, der Augenblick zu klammern, sich zu verstecken. Setze ich mich mit dem Essen auseinander, muss ich es nicht mit ihr tun; esse ich, stille ich ein anderes Primärbedürfnis, und ich sitze da, und sie ist – perfekt. Ich schaue auf mein Essen, wie es zusammengewürfelt dort auf einem Teller vor mir liegt, wie es da liegt, zertrennt, zerlegt, aber einladend, eine Komposition zu werden, eine gelungene Komposition, eine Komposition, wie ich sie mag, und ich sitze da und will komponieren, und ich sitze da, im schwarzen Raum, in dem ich pulsiere, weil ich mich dem weißen Lichtquader wieder angenähert habe, wie sie da sitzt und nicht mehr mein ist.
Nicht mehr mein, wie sie da sitzt, und ich will sie, diese perfekte Frau. Ich will sie wieder, so wie ich hier sitze und in den Gedankenraum entgleite. Mein Herz pulsiert, ich will das Licht verschlingen, damit es nur für mich leuchtet; ich sehe den Teller vor mir, dieses perfekte Fleisch, das nur nicht komponiert ist, und ich sitze da, und ich fange an zu grinsen, und dann lächle ich und schaue in ihre Augen, gleite ab in ihr Universum, gleite ab in dieses Universum von Verlangen, Wärme, Sehnsucht, Zärtlichkeit, aber werde abgestoßen, und sie ist so perfekt. Wie kann sie nur so perfekt sein! Ich schaue mich um.
Die junge Frau da vor mir, ich schaue an der Perfektion vorbei, ich schaue mir die junge Frau an und versuche, Dinge zu finden. Ich versuche, etwas anderes zu finden; ich will etwas anderes finden, will es finden, was ihr gleichkommt. Ich schaue, ich schaue, was ihr gleichkommt, aber ich finde da nur die Haut. Ich schaue der jungen Frau auf den offenen Rücken und sehe ihre Haut, sehe ihre makellose Haut. Ich schaue wieder auf sie, wie sie da sitzt auf ihrem weißen Plastikstuhl vor diesem Plastiktisch, mit ihrer gleichmäßigen Haut, der Membran eines Urgefühls, ihrer Haut. Ich schaue auf den Teller, sehe das Tier, das mal gelebt hat, ich schaue mir das Tier an.
Ich schaue mir das Tier an und sehe die Haut, die um das Fleisch mal war, das Fleisch, wie es vor mir liegt, und wie ich es komponieren kann. Ich will komponieren, schaue mir die Haut der jungen Frau an, ich nehme mir ein Stück Fleisch und steche mit dem Messer hinein. Ich schaue kurz auf die junge Frau und sehe sie da auf einem Tisch, wie ich in sie hineinsteche. Ich sehe, wie ich in sie hineinsteche und langsam auftrenne, sehe, wie ich mit dem Messer hineinsteche und einen langen Schnitt vollziehe. Ich schneide lang und trenne ihr die Haut ab, ich löse ihre perfekte Haut, trenne sie von ihren Fehlern, die Perfektion, die die Haut hat, ja, die kommt meinem Gegenüber gleich. Ich habe die Haut, ich ziehe sie ab, greife darunter, spüre, wie sie langsam nachgibt, als ich sie vom Fleisch trenne. Ich schneide ein Stück Fleisch an und esse es von meinem Teller.
Ich schaue sie wieder an, wie sie zu scheinen beginnt und einen Teil von sich an mich zurückgibt; sie gibt einen Teil von sich zurück und schenkt mir ein wenig Zufriedenheit. Sie gibt mir einen Teil von sich, ich kann sie nicht haben, aber ich kann sie bei mir haben!
Und ich schaue mich um, während ich das Fleisch vertilge, ich schaue mich um; da sitzt dieses Mädchen, wie sie da so sitzt, kerzengerade. Ich sehe sie da sitzen, mit ihrem leichten Hohlkreuz, ihrem flachen Bauch, der festen Brust; ich sehe diesen Körper, dieses ausgewogene Fleisch, dieses fehlerfreie Fleisch, wie es da sitzt, wie es Verlangen weckt; dieses Verlangen nach diesem Fleisch, das meinige mit ihrem zu vermengen. Ich sitze da, und sie sitzt da, und ich will ihr Fleisch, ich will es spüren!
Mein Fleisch, und dann, wie Gottes Gnade vor mir sitzt, entfernt und zurückgehalten, sehe ich sie, das Abbild der Schöpfung, und ich drehe mich weg, und ich breche ihr das Genick, weil sie mir egal ist, und ich entferne, was mich stört, was mir egal ist, und ich schneide mir ein Stück Fleisch ab und kaue darauf, nage leicht an den Fasern, ziehe es ab und schmecke, wie das Fleisch in mich übergeht; das Fleisch geht über, und ich schaue dieses junge Mädchen an, ich will nur das Fleisch; und ich will ihr Fleisch und trenne ihren Kopf ab, mit einem Messer, steche ihr in den Hals und in die Halsschlagadern; ich steche ihr in die Halsschlagadern, weil ich sie vom Blut befreien will, sie soll aushängen, ich will nur das Fleisch, und dann trenne ich den Kopf ab und ziehe die Haut ab, und dann habe ich ihr Fleisch.
Ich schaue auf meinen Teller, ich schaue auf meinen Teller und nehme mir Beilagen, ich komponiere mehr, ich werte auf, ich sehe das Fleisch mit den Beilagen; die Beilagen werten es auf, und ich sehe, wie ich die Haut von der jungen Frau über das Fleisch lege, wie ich es festnähe, Stich für Stich, wie ich es langsam wieder eins werden lasse, und ich nähe die Haut wieder auf, und ich bewundere meine Komposition, die ich geschaffen habe, wie sie Perfektion annimmt; die Perfektion mir gegenüber strahlt und scheint, sie scheint; sie scheint und gibt mir ein Teil von ihr und ein Teil von mir, sie belohnt mich, dass ich nach ihr strebe, ich habe die Haut aufgenäht, und ich bin Prometheus meiner Liebe, ich erschaffe nach dem Abbild, wie ich die Haut festgezogen habe, sie sich um das Fleisch schmiegt.
Mein Menü ist nicht komplett, und ich trinke Wein, nippe daran, rotem Wein, und das Fleisch! Ich stehe in diesem dunklen Raum, der pulsierende Quader wird langsam rot und feurig, er ist heiß und ich will mich daran verbrennen, dieser Quader, diese Lust, diese unbändige Lust, eins mit ihm zu werden. Ich will Teil werden, will mich in ihm auflösen in Ekstase, Fleischeslust, will Teil des Fleisches werden.
Die Sirene, ich schaue nach vorne und lausche, ich sehe mich gehen, und ich gehe zur Sirene, und ich lange nach Gemüse, dem Teil des Geschmacks; das Gemüse, und ich schlage ihr den Kopf ab, und ich lege ihn zu meinem Fleisch, und ich nehme das Gemüse und lege es zu meinem Fleisch, ich lege es dazu, ich komponiere, und es ist fast vollständig. Ich nehme diesen Kopf, der zu mir spricht, der über alles spricht, wie er über alles tönt und alle Stimmen verdrängt; dieser Kopf, er spricht nur zu mir, und nur ich kann ihn wahrnehmen, nur ich verstehe, was mir gesagt wird. Ich sitze da und schneide mir Fleisch ab und kaue darauf, ich sitze da, und die Sirene wird verbunden, und ich verbinde. Ich sehe den Kopf, und ich sehe sie vor mir, und ich sehe sie vor mir; sie ist so perfekt, und keiner darf sie haben, auch ich nicht, aber ich muss ihr gerecht werden, ich muss alles tun, damit ich etwas Perfektes schaffe, was ihr gerecht wird, und ich will eins werden, nur ein, ein Ganzes.
Ich will aufgehen, Teil sein, ich will erfüllt sein, ich will Teil sein, von unten angefangen, wie ich anfange, Teil von ihr zu sein, Teil des Perfekten, und ich greife nach der Haut, die so makellos da liegt, und ich trinke Wein, diesen Wein, und ich will der Herzschlag sein, das Herz. Ich muss zum Herz werden, und ich nehme diesen Körper und bohre in den Brustkorb, ich will das Herz, weil ich es sein will, der Spender. Ich will Teil sein, ich will aufgehen, und ich nehme den Körper, und ich werde ihn lieben, wie man etwas in seiner höchsten Form lieben kann, und ich nehme den Körper und liebe ihn; ich kaue auf meinem Fleisch, es wird Teil von mir; das Fleisch wird Teil von mir, und ich liebe den Körper und werde Teil des Körpers.
Fleisch, dieses Verlangen, ich sehe es vor mir, ich sehe es auf dem Teller, und ich will Teil werden. Sie lächelt mich scheu an, aber ich kann bei ihr sein, ich muss bei ihr sein, ich muss in ihr sein, nur ich, diese Perfektion. Und ich nehme mir die Haut und streife sie mir über, ich will unter ihr sein, in ihr sein, und ich nehme mir die Haut und schmiege sie über meine, und ich bin unter der Haut, bin in ihr, aber nicht Teil. Und dann nehme ich das Fleisch, schneide rein und esse es, ich esse das Fleisch, werde Teil, es wird Teil. Den Kopf stelle ich vor mich und spreche zu dem Kopf, und der Kopf antwortet mir, er antwortet und spricht zu mir, sagt, wie ich Teil werde, wie ich ihr gehöre und wie sie mir gehört.
Ich habe es geschafft, und ich habe das Fleisch Teil von mir werden lassen, es ist Teil, und ich muss Teil werden. Also schneide ich an mir, und ich steche in mich, und ich trenne mir die Haut ab, ich ziehe sie vom Gesicht, um ihr nicht abstoßend gegenüberzustehen, und ich ziehe sie mir vom Bauch, damit sie das Fleisch haben kann, dessen Teil sie selbst ist. Und sie soll mich zerschneiden und vor sich stellen, sie soll eine Komposition aus mir machen; ich will Teil von ihr werden, und sie ein Teil von mir.
Und ich sitze da und schaue sie an, und spüre Liebe. Ich sitze da, und wir frotzeln, und ich sitze da, und bewerte mit ihr, und ich sitze da, und werde nach ihr streben.