Das Phänomen des digitalen Nomadentums, also die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten und zu leben, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Während dieser Lebensstil für die Betroffenen oft mit einem Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung einhergeht, wirft er auch Fragen nach seinen gesellschaftlichen Auswirkungen auf.

Ein Argument lautet, dass digitale Nomad:innen durch ihre Mobilität und Flexibilität eine wichtige Rolle dabei spielen könnten, Grenzen zu erweitern und neue Perspektiven in bestehende Gruppen einzubringen. Gerade Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen, die sich von der Mehrheit unterscheiden, haben in der Vergangenheit oft dazu beigetragen, den Zusammenhalt und die Weiterentwicklung von Gemeinschaften zu fördern.

Allerdings besteht auch die Gefahr, dass sich diese Potenziale nicht entfalten, wenn sich digitale Nomad:innen von der Gesellschaft abkoppeln und primär ihre eigenen Interessen verfolgen. Statt ihre Privilegien zu nutzen, um positive Veränderungen anzustoßen, ziehen sie mitunter einfach dorthin, wo es für sie persönlich am vorteilhaftesten ist – zum Beispiel in Länder mit niedrigen Steuern und Lebenshaltungskosten.

Eine solche Entwicklung kann langfristig zu einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit und zu einer Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wenn diejenigen, die eigentlich das Potenzial hätten, über enge Gruppengrenzen hinauszudenken und inklusivere Formen des Zusammenlebens zu gestalten, sich stattdessen in einen regressiven Egoismus flüchten, droht ein Stillstand oder gar eine Umkehr gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse.

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