Wir haben vieles vor geraumer Zeit gelernt, allerdings stimmt das jetzt nicht mehr. Mit dem Umsetzen auf eine bestimmte Art und Weise hatten wir Erfolg, jetzt ist sie umstritten. Wir sehen uns noch immer als Expert:innen – nur ist diese Expertise inzwischen abgelaufen. Wir haben uns so tief in die Materie eingearbeitet, dass wir die Perspektive verloren und nicht mitbekommen haben, wie sich die Welt um sie und uns verändert hat.
Manchmal ist es nur eine kleine Veränderung in einer Sache. Manchmal ist die Strategie, die uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind, eine andere als die, die uns dorthin bringt, wo wir als Nächstes sein wollen.
Eine Lösung für das ist Entlernen: Jedes alte Wissen anzweifeln und aktuelle Erkenntnisse einbeziehen und dir beweisen, dass es heute stimmt. Und sonst von dem Wissen ablassen.
Was du vielleicht als bewährtes Vorgehen im Umgang mit Menschen und ihrer Führung gelernt hattest, was du dir an Handwerkszeug beigebracht hattest; was du an beruflicher Erfahrung und dem damit einhergehenden Wissen angeeignet hast. Hin und wieder sind es nur kleine Veränderungen und gelegentlich Paradigmenwechsel. Es kann allerdings auch sein, dass sich ganze Bereiche nicht nur verändert, sondern mitunter obsolet geworden sind, und damit auch das Wissen, dass sich aus der Zusammensetzung und dem Zusammenspiel daraus ergibt.
Seitdem habe ich mir ganz bewusst angewöhnt, bei vielen dieser Dinge „Ich weiß es nicht“ zu sagen, wenn ich nach einer Meinung oder um Rat gefragt werde. Das fühlt sich zu Beginn merkwürdig an, allerdings weiß ich, dass meine alten Meinungen schlicht abgelaufen sind. Ich vertraue ihnen nicht mehr.
Es schmerzt, sich erst wie ein:e Expert:in zu fühlen, und dann das Gefühl zu haben, „nichts“ mehr zu wissen. Allerdings kannst du nur durch diesen Schmerz wachsen – oder nie.
Wir alle in der modernen Welt sind in dieser Situation und sie wird sich auch nicht ändern. Besonders Technologie verändert die Welt immer schneller, sodass du entlernen musst, was du weißt, und viele Dinge erneut lernen musst. Oder dich in bewusster Unkenntnis von ihnen verabschieden.