Ideen und kurze Texte für Zwischendurch – ein best-of aus den letzten Monaten.
2019.04.22
Alte Kindheitserinnerungen stapelten sich, und zwischen ebendiesen Stapeln fanden sich die ersten Bücher, die sich mit Körpersprache beschäftigten. Nicht weit davon lag ein Buch über den Untergang von Zivilisationen. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Mittendrin: ein roter Lampenschirm.
2019.04.28
„Sie wissen, dass wir wissen, dass sie lügen“ stand dort geschrieben, und es trifft ein Gefühl. Die große Verschwörung bleibt allerdings aus: Wer sind denn sie? Es gibt die, die wissen, dass sie es machen können, denen, denen das egal ist, die, die sich beschweren, und die, die Verantwortung übernehmen.
2019.04.29
Als würden die Abgase das Licht der Welt und dann das der Sonne erblicken, formten sie sich zu dieser Wolke und boten ihnen die Stirn.
2019.05.02
Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit
Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit
Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit
Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit Zeit
2019.05.12
„Warum ist denn das Licht da unten blau?“, fragte ich meine Freundin. Sie schaute mich halb fragend, halb lachend an – ob ich diese Frage ernst meinte. „Damit die Junkies ihre Venen nicht finden“, sagte sie dann selbstverständlich.
Wir waren im Juridicum in Bonn.
2019.05.18
„Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben“, schrieb Samuel Butler.
Er war zeitweise Schafzüchter in Neuseeland.
2019.05.25
Spät gingen wir erst los und unterhielten uns: Lachend, tief, mit Bedeutung, ganz persönlich, anmaßend, verletzlich, und vertraut. Schließlich setzten wir uns und wunderten uns etwas über die Jugendlichen, die uns entgegenkamen: Aber wenn sie nichts rauchten, mussten wir es sein. Und es war so. Wir schauten uns an, lächelten uns in die Gedanken des Anderen, und genossen das Fallen lassen.
Es war einer der schönsten Abende.
2019.05.26
1994 untersuchte das Wright Laboratory, Teil der U.S. Air Force, die Möglichkeit, Pheromone als Waffe gegen feindliche Truppen einzusetzen. Konkret forderte der Vorschlag einen sechsjährigen, 7,5 Millionen Dollar Zuschuss, um zu sehen, ob das massenhafte Ausgießen feindlicher Kämpfer mit weiblichen Pheromonen eine biologische Reaktion unter den Truppen verursachen würde. Im Idealfall, so der dreiseitige Vorschlag, würden die betroffenen Soldaten ihre Waffenbrüder „sexuell unwiderstehlich“ finden.
2019.05.26
Wenn man sich darauf einlässt, fesselt einen nichts mehr als Nichts.
2019.05.26
Tausend Spiegel schaffen auch keine Tiefe.
2019.06.05
Es hält sich noch immer hartnäckig das Gerücht, dass es im Stadtpark vom Bochum auch ein Werk von Richard Serra gäbe. Etwas unerwartet bekam ich stattdessen Flamingos zu sehen, und was an der Kunst fehlte, machten die Gespräche mit ihr wett.
2019.06.07
„Der Hund hört auf jeden Namen, wenn man ihn mit Liebe sagt“, scherzte ich. Sie schaute mich ungläubig an. Ich rief „Tekmaster 3100 Plus“ und der Hund stand sofort bei mir.
2019.06.07
„Kunst sollte die Gestörten trösten und die Bequemen stören“, sagte Banksy einmal.
2019.06.07
Mehr Liebe wagen.
2019.06.08
Danach konnte ich sie nie wieder ansehen, ohne mir vorzustellen, wie sie den Lichtschalter bediente. Und auf der anderen Seiten konnten wir alle darüber lachen, wie die Flasche Wein die ganze Nacht auf der Heizung stand, damit sie warm gehalten werden würde.
2019.06.08
Dir ist sicher auch schon aufgefallen, wie einfach es in unserer konsumorientierten Welt ist, unser Zuhause mit sinnlosen Dingen zu füllen: Du findest dich zwischen Gegenständen wieder, die kurzlebig sind, die irgendwann nicht mehr funktionieren oder aus der Mode kommen. Und dann werden sie weggeworfen und tragen zu den wachsenden Bergen von unbrauchbarem Müll auf unserem Planeten bei, während wir ständig nach neuen Dingen suchen, die wir nicht mal brauchen.
2019.06.08
Eloi, Eloi, lema sabachthani?
2019.06.08
Wir trafen uns nach der Schule bei einem Freund in einem zum großen Büroraum umgebauten Keller. Normalerweise würden wir gemeinsam surfen, die besten Links austauschen, selbst kleine Websites bauen, oder, wenn absehbar keine Erwachsenen in der Nähe waren, Doom spielen. Dieses Mal waren wir besonders aufgeregt: Wir hatten bisher nur Screenshots gesehen, aber heute würden wir selbst virtuell Berge erschaffen. Uns schien alles möglich.
2019.06.08
Meine wohl mit Abstand am meisten Zeit verschlingende Leidenschaft: Musikmachen. Vor einigen Jahren habe ich mich deshalb dazu entschieden, sie nicht weiterzuverfolgen, und mich mehr auf andere Projekte zu konzentrieren. Der Reiz allerdings bleibt: Hin und wieder erwische ich mich dabei, auf dem einen oder anderen virtuellen Instrument zu jammen.
2019.06.08
Und das Thema in dem Gespräch war dann „Si vis pacem para bellum“ und die Entwicklung zeitgemäßer Friedenskonzepte.
2019.06.09
Als ich ihn fragte, wie er nicht auf viele seiner Ideen kommt, sondern sie auch umsetzt, erzählte er mir, „Das Denken aus einfachen Prinzipien heraus und der Versuch, neue Ideen zu finden, macht Spaß, und Leute zu finden, mit denen man sie austauschen kann, ist eine gute Möglichkeit, darin besser zu werden. Der nächste Schritt ist es, einfache und schnelle Wege zu finden, diese Ideen in der realen Welt zu testen.“
2019.06.09
In deinem der vielen interessanten Gespräche mit ihm unterhielten wir uns darüber, dass so viele Menschen immer wissen wollten, wie seine Skulpturen entstünden. Allerdings vermischten sie Bedeutung mit Handwerk: „Wie ich ein Kunstobjekt erschaffe erklärt nicht was es bedeutet.“
2019.06.09
Selber Ort, andere Zeit; in Gedanken so nah, an anderen Orten. Ich hatte als Kind diesen Film gesehen, in dem sich zwei Menschen ineinander verliebten, einander hinterher reisten, und sich durch die unwahrscheinlichsten Gegebenheiten immer ganz knapp verpassten, und wie ich dabei aufgeregt das Geschehen vom Sofa aus verfolgte. Was wusste ich als Kind denn schon, dass Realität Fiktion immer schlägt.
2019.06.09
Auf allen Reisen war der verwitterte Weg letztlich immer die bessere Wahl.
2019.06.09
Ein Pirat hatte einen Papagei, der nicht aufhören wollte zu fluchen. Er hat alles versucht. Eines Tages, als der Papagei anfing zu fluchen, warf der Pirat ihn schließlich in den Gefrierschrank und ließ ihn dort für über eine Stunde stehen.
Schließlich holte der Pirat seinen Papagei aus dem Gefrierschrank. Der Papagei kam heraus, schüttelte sich und sagte: „Ich verspreche, ich werde von nun an gut sein. Aber, ich habe nur eine Frage… Was hat dir der Truthahn getan?“
2019.06.09
Sich reflektieren ist wie ein Blick auf eine Karte. Jedes Mal, wenn du nachdenkst, nimmst du die Karte heraus, um neu zu bewerten, wohin du gehen und welche nächsten Schritte du dafür unternehmen musst. Natürlich musst du die Karte regelmäßig herausnehmen, um sicherzustellen, dass du in die richtige Richtung gelaufen bist. Manchmal kann sich dein Kompass ändern. Vielleicht entdeckst du sogar etwas, das dich dazu bringt, die Richtung zu einem ganz anderen Ziel ändern zu wollen. Es ist nichts falsch daran.
2019.06.09
Die Natur wieder mehr zu genießen und wenigstens regelmäßig spazieren zu gehen musste ich auch erst mal wieder lernen, und wie so oft brauchte es einen Impuls von außen dafür.
2019.06.09
„Statt um den Bodensee zu rennen könnte ich ja auch den Spartathlon laufen“, sagte ich mir, „oder es eben auch bleiben lassen.“
2019.06.09
Es gibt einen elementaren Unterschied zwischen alleine sein und einsam sein.
2019.06.10
Wenn wir das Beste wollen, was wir aus dem Leben herausholen können, müssen wir tiefer in uns selbst eintauchen. Unser Verstand braucht Zeit, um bestimmte Emotionen und Erfahrungen vollständig zu verdauen. Wir müssen die Ereignisse, die in unserem Leben geschehen, gezielt sezieren, damit wir ihr einen Sinn geben können. Wir ziehen uns aus den Dingen heraus, die um uns herum geschehen. Wie wir reagieren, bestimmt, wer wir sind. Was du tust, bestimmt, wer du bist.
2019.06.13
Wir sagen, dass wir uns „entscheiden“, zu heiraten, Kinder zu bekommen, in bestimmten Städten zu leben oder eine bestimmte Karriere zu beginnen, und in gewisser Weise ist das wahr. Aber wie treffen wir diese Entscheidungen tatsächlich? Eines der Paradoxien des Lebens ist, dass unsere großen Entscheidungen oft weniger kalkuliert sind als unsere kleinen. Wir quälen uns darüber, was wir auf Netflix streamen sollen, und lassen uns dann von Fernsehsendungen davon überzeugen, nach Berlin zu ziehen; der Kauf eines neuen Laptops kann wochenlange Internetrecherche erfordern, aber die Überlegungen hinter einer lebensverändernden Trennung könnten aus ein paar Flaschen Wein bestehen. Wir sind kaum weiter fortgeschritten als die alten Perser, die, so Herodot, große Entscheidungen getroffen haben, indem sie zweimal darüber gesprochen haben: einmal betrunken, einmal nüchtern.
2019.06.22
„Sei positiv – manchmal ist das einfacher gesagt als getan, aber sei dein eigener Fan Nummer eins“, erzählte er mir von seinen Anfängen.
2019.06.29
Du brauchst erst mal kein Ziel um dein Leben zu verändern. Du musst nur anfangen, von dem, was du gerade tust, wegzugehen; hin in die Richtung von etwas Konstruktiverem. Es ist vielleicht nicht das, was du letztlich tun wirst, was deine Berufung, dein Ziel, dein Sinn und Zweck ist. Aber es bringt dich auf den Weg zu etwas Besserem. Es bringt dich durch Prüfungen, die die schlimmsten Teile von dir zerstören.
2019.06.23
Ich habe Dutzende von Gründern und Unternehmern studiert und viel darüber nachgedacht, was es braucht, um obszöne Mengen an Geld zu verdienen oder etwas wirklich Wichtiges zu schaffen. Normalerweise beginnen die Menschen damit, das erstere zu wollen und enden damit, dass sie das letztere wollen.
2019.06.30
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ schrieb Friedrich Nietzsche, und es vergeht kein Lebensabschnitt, in dem ich dieses Zitat nicht neu erfahre und für mich wieder entdecke – im Guten wie im Schlechten.
2019.07.02
Ich hatte den schönsten Albtraum: Wie ich sie einen Fahrstuhl betreten sah; ich rief ihren Namen, sie drehte sich kurz lächelnd zu mir, und verschwand dann unerreichbar.
2019.07.03
Wir hatten uns wieder einmal und wohl einmal zu oft in den Haaren, so wie nur wir es konnten, und du schriebst mir dann, dass ich nicht von dir erwarten könne, dass du mir gegenüber im letzten und innersten deines Wesens offen bist, wenn ich es selbst nicht sei. Das hattest du so treffend formuliert, dass ich das die ganze Nacht hindurch reflektierte.
Da saß ich dann vor meinem Rechner und meine Augen wurden offener und klarer während ich gleichzeitig wegtrat. Deine Worte trafen mich in meinem Wesen, an allem vorbei, und ich sah mich von außen, frei von Ego, und ich sah, wie mein Ego mich umhüllte und alles verschloss; wie sehr ich mich tatsächlich selbst dagegen sträubte mich zu öffnen und von meinem Ego abzulassen.
Ich sah, wie ich versuchte mich damit zu schützen, und ich erfuhr in und an mir selbst, wie viel Leid ich damit letztlich den Menschen zufügte, die mir wirklich nahe stehen und sich mir gegenüber öffnen.
Und ich sah, wie sehr ich mich damit verschlossen hatte, dass ich mir deshalb für einen Augenblick nicht mehr sicher war, wer ich wirklich bin.
Seitdem ist so viel passiert. Du hattest mir das größte Geschenk gemacht – und doch warst du der Preis dafür.
2019.07.04
Ich weiß nicht mehr, wo sie ist. Aber falls sie zurückkehrt, hat sie mein Vertrauen zu ihr bereits dort gelassen.
2019.07.05
Zwei Minister trafen sich und führten ein ungezwungenes Gespräch. Einer der beiden war fasziniert von einer Regel, die so einfach schien; der andere Minister hat sie gerade bei zwei Leuten in Erinnerung gerufen, mit einem sofortigen positiven Ergebnis.
Zuerst kam ein Sekretär, um den anderen Minister zu sehen. Er war verärgert und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Dann kam eine hysterische Frau, die wild gestikulierte. Und nachdem er sie an Regel Nummer 6 erinnert hatte, verließen sie beide den Raum mit einem Lächeln.
Der Minister war fasziniert. „Was ist Regel Nummer 6?“, fragte er.
„Regel Nummer 6 ist, nimm dich selbst nicht so verdammt ernst.“
Der Minister lachte. Er wollte mehr erfahren. „Also, was sind die anderen Regeln?“
„Es gibt keine anderen Regeln“, lautete die Antwort.
2019.07.07
Es gibt da diese Geschichte von dem Mann, der unter einer Straßenlaterne auf dem Boden kriechend nach etwas sucht. Ein Polizist, der gerade vorbeikommt, fragt ihn, was er da macht.
„Ich suche nach meinen Autoschlüsseln“, erwidert der Mann, der angetrunken zu sein scheint.
„Haben Sie die Schlüssel hier verloren?“, fragt der Polizist.
„Nein“, antwortet der Mann, „ich habe sie auf dem Weg verloren.“ Als er den verblüfften Gesichtsausdruck des Polizisten sieht, fügt er schnell hinzu:
„Aber das Licht ist hier viel besser.“
2019.07.09
Wir schlenderten die Straße weiter herunter, und etwas später kamen wir an einem Garagenflohmarkt vorbei. Sie lächelte und merkte dann an, „Jeder Garagenflohmarkt ist wohl eine Trauerfeier für jemandes eskalierendem Commitment.“
2019.07.10
Das Leben hat mich gelehrt, dass man die Loyalität von jemandem nicht kontrollieren kann. Egal, wie gut du zu ihnen bist, bedeutet das nicht, dass sie dich gleich behandeln werden. Egal, wie viel sie dir bedeuten, es bedeutet nicht, dass sie dich genauso schätzen werden. Manchmal erweisen sich die Menschen, die du am meisten liebst, als die Menschen, denen du am wenigsten vertrauen kannst.
2019.07.11
Heute hat mich mein Tagebuch – oder genauer: ich selbst – daran erinnert, wie gut, wichtig und großartig es ist, ein Tagebuch zu führen. Mittlerweile 2497 Einträge an 1192 Tagen mit 558 Fotos in sieben Jahren später habe ich für mich fünf Punkte gefunden, die ich dabei versuche jeden Tag anzugehen. Vielleicht helfen sie auch dir:
- Äußere deine tiefsten emotionalen Ängste: Um es dir von der Seele zu reden.
- Schwachstellen identifizieren: Um zu lernen, was du verbessern musst.
- Fehler analysieren: Warum sind sie passiert?
- Erfolge analysieren: Wie hast du das gemacht?
- Reflektieren: Um deine Erkenntnisse zu integrieren und daran zu wachsen.
2019.07.15
Wir saßen beim Kaffee, lachten, und neckten einander. Dabei unterhielten wir uns auch über die Menschen, die uns viel bedeuten und warum, die uns mal viel bedeuteten und warum nicht mehr. Wie wir mit ihnen umgehen, wie wir mit ihnen umgingen. Über die Menschen, die wir jetzt sind, und auch über die Menschen, die wir selbst mal waren. Für einen kurzen Augenblick schauten wir beide mit leerem Blick auf den Boden. Nichts stellt einem selbst so sehr nach wie ein altes Ich, dem man unerwartet begegnet.
2019.07.18
Das Gras sieht auf der anderen Seite immer grüner aus. Aber wenn du tatsächlich nah genug dran bist, siehst du das hässliche Unkraut, merkwürdige Insekten und sprießende Pilze. Fall nicht auf den Mist rein. Du willst grüneres Gras? Bewässere das Gras, auf dem du stehst.
2019.07.22
Dann nahm er mich beiseite und ermahnte mich: „Urteile danach, was sie tut, und nicht danach, was du in Gedanken sehen willst. Unsere Eitelkeit wird jedes Bild einer jeden desinteressierten Frau in ein Bild einer Frau verwandeln, die uns insgeheim liebt – sie erzählt uns, was wir hören wollen. Und deshalb musst du nach Handlungen urteilen und nicht nach Worten.“
2019.07.23
Wir saßen noch eine Weile weiter auf der Parkbank und ich merkte schnell, dass ich keinen „dummen alten Hund“ getroffen hatte. Neben all den Dingen, die sterbende Menschen am meisten bereuen, interessierte mich auch, was er vielleicht an Ratschlägen mitgeben würde. Einer war: „Schätze die, die dich lieben. Hilf denen, die dich brauchen. Vergib denen, die dich verletzt haben. Und vergiss die, die dich verlassen.“
2019.07.25
Neulich stieß ich wieder auf Marc Wittmann, einem Psychologen und Zeitforscher, und ich beschäftigte mich erneut mit Zeit, was Zeit bedeutet, und wie wir Zeit wahrnehmen. So ein unglaublich interessantes und spannendes Thema und wohl eines der wichtigsten für uns Menschen – unsere Zeit ist begrenzt. Und sich mit Zeit selbst zu beschäftigen bedeutet auch, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die außerhalb davon liegen, in ganz anderen Dimensionen.
Ein Absatz aus Stephen Hawkings letztem Buch, „Brief Answers to the Big Questions“:
„Während wir in der Zeit zurück zum Moment des Urknalls reisen, wird das Universum immer kleiner und kleiner und kleiner, bis es schließlich zu einem Punkt kommt, an dem das ganze Universum ein so kleiner Raum ist, dass es in Wirklichkeit ein einziges unendlich kleines, unendlich dichtes Schwarzes Loch ist. Und genau wie bei den heutigen Schwarzen Löchern, die im All schweben, bestimmen die Naturgesetze etwas ganz Außergewöhnliches. Sie sagen uns, dass auch hier die Zeit selbst zum Stillstand kommen muss. Man kann nicht zu einer Zeit vor dem Urknall kommen, weil es keine Zeit vor dem Urknall gab. Wir haben endlich etwas gefunden, das keine Ursache hat, denn es gab keine Zeit für die Existenz einer Ursache. Für mich bedeutet das, dass es keine Möglichkeit eines Schöpfers gibt, denn es gibt keine Zeit, in der ein Schöpfer existiert haben könnte.“
Stephen Hawking
2019.07.27
Dieser Satz blieb mir ganz besonders in Erinnerung. „Du bist dafür zuständig, deine eigene Erfahrung der Realität zu gestalten“, sagte er mir, als ich ihn fragte, was Verantwortung übernehmen bedeuten kann, und wir uns auch über Achtsamkeit und Aufmerksamkeit unterhielten.
2019.07.28
Man sagt, dass die Definition von verrückt ist, dasselbe immer und immer wieder zu tun, während man unterschiedliche Ergebnisse erwartet. Wenn etwas also wiederholt nicht funktioniert, dann versuch nicht, es zum Laufen zu bringen. Dass bedeutet nicht, dass du aufgeben solltest – was ich hier meine, ist: Wiederhole deine Fehler nicht. Ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan, aber wenn du einen Fehler machst, notiere es dir. Schreibe es auf. Was hast du getan? Warum hat es nicht funktioniert?
2019.08.01
Wie Verantwortung übernehmen weiter aussehen kann, sagte er mir auch: „Die Neigung zum Handeln ist einer der wichtigsten Eckpfeiler für Erfolg. Du darfst in deiner eigenen Existenz kein Zuschauer sein, wenn du wirklich etwas erreichen willst.“
2019.08.04
Deine Ausreden sind Blödsinn. Du bist die einzige Person, die ihnen irgendeine Substanz gibt. Wenn du weiter darüber diskutierst, warum du dich nicht verbesserst und nicht an dir arbeitest, wirst du immer recht haben.
2019.08.06
Ein Schüler ging zu seinem Meditationslehrer und sagte: „Meine Meditation ist schrecklich! Ich fühle mich abgelenkt. Ich kann mich nicht konzentrieren, ich schlafe ständig ein. Es ist einfach schrecklich!“
„Das wird vorbeigehen“, sagte der Lehrer.
Eine Woche später kam der Schüler zu seinem Lehrer wieder zurück. „Meine Meditation ist so toll! Ich fühle mich so bewusst, so konzentriert, so friedlich!“
„Das wird vorbeigehen“, antwortete der Lehrer.
Unser Verstand liebt es, recht zu haben.
Wenn du recht hast, befindest du dich im „Beweisfindungsmodus“: Du suchst nach Beweisen, die anderen Menschen zeigen, dass sie falsch liegen, statt die Unvollkommenheiten des Lebens zu akzeptieren.
Du vereinfachst die Realität zu sehr. Aber nicht alles lässt sich in richtig oder falsch unterteilen.
Du vergisst, dass wir „Untertanen der Wirklichkeit“ sind. Du siehst die Realität durch eine subjektive Linse. Egal wie intelligent oder logisch du bist, dein Verstand spielt eine Rolle bei der Filterung deiner Erfahrung.
Du fürchtest, dass du dich irrst. Du glaubst, wenn du falsch liegst, dass mit dir etwas nicht stimmt. Du wirst zum Fehler.
Du denkst, dass „falsch liegen“ ein Ziel ist, nicht eine Reise. Die Dinge sind nur ständig in Bewegung, sie sind flüssig. Denke daran, was mit dem Meditationsschüler passiert ist: Seine Praxis schwankte von einem Extrem zum anderen.
Du zahlst einen sehr hohen Preis. Die Geisteshaltung, immer recht zu haben, bringt immensem Stress mit sich. Dein Gehirn steht unter ständigem Druck, entweder um deine Gedanken zu rechtfertigen oder um deine Fehler zu verstecken.
Du hörst auf, auf andere zu hören. Der Glaube an das „immer recht haben“ geht davon aus, dass alle anderen unrecht haben. Wenn du die Wahrheit besitzt, hörst du auf zu versuchen, die Standpunkte anderer Leute zu verstehen.