Je mehr wir nach etwas streben und es wollen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir uns dabei schlechter fühlen.
Das ist einer der Gründe, warum Menschen dazu neigen, mit ihrem Hobby aufzuhören: Sie arbeiten hart daran, und vielleicht sind sie sogar sehr gut darin. Aber höchstwahrscheinlich sind sie nicht die Besten – sie tun es nicht auf professioneller Ebene.
Und sehr wahrscheinlich werden sie es auch nie auf professioneller Ebene tun, denn sie können es aus diversen Gründen nicht: Sie haben einen Job, Kinder oder eine:n Partner:in, die sie davon abhalten, sich professionell dahinter zu klemmen und entsprechend daran zu arbeiten. Sie sind deshalb nie „gut genug“.
Wir sind höchstwahrscheinlich in nichts Profis, außer in der Arbeit, die wir tun. Also haben wir immer das Gefühl, dass wir nicht genug tun. Dass wir es nicht gut machen. Nicht perfekt.
Die Ironie liegt darin, dass wir uns ziemlich gut fühlen, wenn wir einfach unseren Hobbys nachgehen, uns nicht verpflichten und nicht zu viel darüber lernen, was wir tun. Aber je mehr wir lesen, je mehr wir lernen und je mehr wir sehen, was andere Menschen tun, desto mehr wächst unser Gefühl dafür, was wir tun könnten. Wir heben unsere Standards an, und unsere Selbsteinschätzung sinkt.
Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir, was es zu wissen gibt, und desto weniger wissen wir im Verhältnis zu allem, was es gibt. Mit anderen Worten – je klüger wir werden, desto dümmer fühlen wir uns.
Das Loslassen des Idealen – des Perfekten – ist notwendig, um das Gefühl zu bewahren, dass wir es gut genug machen.
Und dazu gehört auch, Fehler zu machen.
Randbemerkung
Das ist auch einer der Gründe dafür, dass Menschen, die sich auf ihre Weiterentwicklung und nicht auf absolute Leistungsstandards konzentrieren, weitermachen. Sie arbeiten weiter, indem sie sich darauf konzentrieren, wie viel besser sie jetzt sind als vorher, und nicht darauf, wie weit sie von dem entfernt sind, was sie zu erreichen hoffen.
Dieser Text entstand ursprünglich für die zweite Version der ÜBERSCHRIFTEN.