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Metamoderner Individualismus Anonymus

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Ein Artikel von Germane Marvel, multidisziplinärer Künstler und Philosoph aus London, England. Übersetzung von Benjamin Wittorf.

Narrative archäologische Therapie für hypermoderne Neo-Narzisst:innen.

Moyo OkedijiMoyo Okediji

„Die Neudefinition von Narzissmus ist meines Erachtens die Unfähigkeit, in der Praxis den größeren Zweck des Schenkens von Liebe jenseits des Return On Investment für das eigene Ich anzuwenden. Narzissmus, abgeleitet vom griechischen Narziss, war ein mythologisches Konzept, das im 19. Jahrhundert ins Englische übertragen. Heutzutage, im mächtigen unternehmerischen Streben einer technologisch aufgeklärten Menschheit, kann er nur als Mangel an emotionaler Intelligenz definiert werden, um zwischen Selbstliebe und Selbstbezogenheit zu unterscheiden. Das Unvermögen, zwischen der Pflege des Selbst und der Extraktion aller glänzenden Mineralien aus dem Kern des Anderen zu unterscheiden. Es ist die Praxis der Objektivierung dessen, was am wertvollsten und poetischsten am Menschsein ist. Es ist die Verwirrung – oder der Mangel an Wissen – zwischen verzerrten Aneignungen östlicher Philosophien über die Nicht-Anhaftung und der authentischen Interpretation, dass dies eigentlich (oder leider) harte Arbeit in Ehre, Ehrlichkeit und Edelmut impliziert. Liebe mit einem großen L ist nicht transaktional oder bruchstückhaft. Es ist kein „Jetzt einsteigen“ und „Jederzeit aussteigen“. Es ist die heiligste absichtliche Investition, die das Herz in einen Anderen (als das Selbst) machen kann – den Anderen zu erheben, um über das irdische Menschsein hinauszuwachsen und die magischste Version seiner selbst zu werden.
Alles andere ist nur eine verdammte Plage. Sie sollen mit Mitgefühl geheilt werden.“

Lemos, JC. 2016, „Thoughts on Neo-narcissism“

I. Kontext

In der Yoruba-Kultur und in der Ifa-Philosophie ist es Tradition, mit einer Danksagung an unsere Vorfahren und einer Absicht für unsere Nachkommen zu beginnen. Um dem Ifa zu danken, möchte ich die Idee der Ori kurz vorstellen. Diese Definition wird nicht umfassend sein. Ori bedeutet Kopf. Ori bedeutet Seele. Ori bedeutet die Kalebasse, die sowohl den Kopf als auch das Herz zusammenhält. Als solches ist dieser Text ein Werk der wissenschaftlich-geistigen Kunst. Der Autor möchte damit den Stand der Kunst des Lebens und des Todes und die damit verbundenen Spannungen aufzeigen. Leser:innen sind an ihrem eigenen Kunstwerk beteiligt, wenn sie sich mit dem Text als kodierter Kunst auseinandersetzen. Lass uns nun einigen derjenigen danken, die uns helfen, diese Geschichte zu erzählen.

Die Metamoderne, wie sie hier definiert wird, wurde erstmals 1975 von dem Autor und Pädagogen Masud Zavarzadeh definiert. Albert Borgmann, Spezialist für Technikphilosophie, war 1992 der erste, der die Möglichkeit einer „Gabelung“ in Hypermoderne und Metamoderne vorschlug. Das lehrende und schreibende Ehepaar Arthur und Marilouise Kroker (1990) und in jüngerer Zeit der Philosoph und Soziologe Gilles Lipovetsky (2018) haben festgestellt, dass wir in der Hypermoderne mit starken Auswirkungen auf das Individuum leben. Diese umfassendere Konversation wurde bisher im akademischen Dialog nicht kontinuierlich geführt und verpasst, weshalb wir sie in einem späteren Abschnitt untersuchen werden. Ein großer Teil dieses fehlenden Dialogs kommt durch den Soziologen und Filmregisseur Brent Cooper zustande.

Metamoderne Prinzipien wie diunitales, beides-und-Denken und emotionale Intelligenz können verwendet werden, um Hypermodernismus, Individualismus und Technologie zu verorten. Diunitales, beides-und-Denken wurde erstmals 1975 von dem Wirtschaftswissenschaftler und Autor Vernon J. Dixon beschrieben. Alexandra Dumitrescu ist Schriftstellerin, Forscherin und Lehrerin, die den Begriff Metamoderne erstmals als kulturelles Paradigma verwendete und emotionale Intelligenz mit der Metamoderne in Verbindung brachte. Indem wir die Überschneidungen von Metamoderne, Hypermoderne und Individualismus untersuchen, erforschen wir diese Konzepte und nutzen metamoderne Werkzeuge wie diunitale Logik und emotionale Intelligenz, um einen ausgewogeneren, antifragilen und integralen Ansatz zur Bewältigung der Probleme unserer Zeit zu entwickeln.

Seit den siebziger Jahren gibt es eine Diskussion zwischen Wissenschaftler:innen und Künstler:innen, die über die Bezeichnung der Zeit, in der wir leben, debattieren. Wir konzentrieren uns dabei auf fünf Schlüsselbegriffe: Modernismus, Postmodernismus, Hypermodernismus, Metamodernismus und Individualismus. Wir werden Hypermoderne und Individualismus definieren und Metamoderne, diunitale Kognition und natürliche Intelligenz (mit Hilfe der Biophysikerin, Klimaforscherin und CEO Jill Nephew) als mögliche Lösungen für diese Herausforderungen vorstellen.

Schließlich ist diese Arbeit ein Produkt der Black School of Metamodernism, die das Ergebnis von Entfremdung, schlechtgläubiger Kritik und einer Menge gutgläubiger Zusammenarbeit online und im wirklichen Leben ist (danke an alle). Sie beabsichtigt, sich sowohl an die vorgeschlagene Black Metamodern Aesthetic zu halten als auch ein Vermittler des vorgeschlagenen Black Metamodern Manifesto zu sein. Black Liberation Matters, niemand wird frei sein, solange wir nicht alle frei sind, und so möge diese Arbeit zur Befreiung aller fühlenden Wesen und zur Minimierung allen unnötigen Leidens führen, zumindest auf eine kleine Weise.

Harmonia Rosales – „Portrait of Eve“Harmonia Rosales – „Portrait of Eve“

II. Wegweiser

„Hypermodernismus: Nihilismus in seiner ästhetischen Form (Skeuomorphismus), der sich als Postmoderne tarnt.”

Urban Dictionary, Brent Cooper (2020)

Wir beginnen mit einer kurzen Begriffsdefinition, beginnend mit Hypermodernismus und Individualismus. Anschließend werden wir die Metamoderne definieren und die kulturelle Logik der Metamoderne als diunital und die Struktur des Gefühls als Emotionale Intelligenz (sowohl emotional als auch intelligent und selbstbewusst) beschreiben.

Da die Metamoderne im akademischen Dialog seit über fünf Jahrzehnten immer wieder als Lösung für zeitgenössische Probleme vorgeschlagen und entwickelt wird, soll in diesem Beitrag Brent Coopers „Missing Metamodernism“ einbezogen werden. Dabei werden wir die Beobachtungen von Dixon und Wright zur diunitalen, beides-und-Kognition skizzieren und sie als Übergang zwischen der Analytic Intelligence und Jill Nephews Sichtweise der Natural Intelligence durch Dumitrescus Identifizierung der Emotionalen Intelligenz als Metamoderne einordnen.

Wir werden dann die Geburt und Reifung des Individualismus von der modernen Konstruktion bis zur gescheiterten postmodernen Dekonstruktion beobachten. Wir rahmen die Veränderungen mit einer Kontinuität des Dialogs zwischen postmodernen, metamodernen und hypermodernen Beobachter:innen ein. Wir entlarven die Hypermoderne als eine Intensivierung der Oszillation zwischen Moderne und Postmoderne. Dabei stellen wir die Spannungen in den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Metamoderne und Hypermoderne in den Mittelpunkt.

Im weiteren Verlauf untersuchen wir die Hypermoderne, beginnend mit dem Versagen der Postmoderne, die Hyperindividualität zu verhindern. Im Mittelpunkt steht dabei, dass unsere Beziehung zur Technologie über moderne und postmoderne kulturelle Logiken weitgehend für die Auswirkungen des hypermodernen Individualismus verantwortlich ist, wie z. B. Neo-Narzissmus, Hyperkommodifizierung, Hyperindividualismus und Technologieabhängigkeit.

Anschließend wenden wir die metamodernen Prinzipien des diunitalen, beides-und-Denkens und der Emotionalen Intelligenz an, um die Probleme des hypermodernen Individualismus und des technologischen Imperativs zu lösen. Dazu werden wir die Idee des Individualismus gründlicher dekonstruieren als die Postmoderne und im Einklang mit der (Syn-)These des Wissenschaftsautors Jason Ānanda Josephson Storm (2019) von der Negierung des Negierten. Indem wir dies tun, setzen wir die Technologie wieder mit dem Potenzial der Natürlichkeit in Verbindung und rekonstruieren eine neue Etymologie des Individualismus, die dieser metamodernen Sichtweise besser gerecht wird. Kurz gesagt, das Individuum ist nur untrennbar mit seiner Umwelt und seiner Inwelt (inneren Umwelt) verbunden. Das bedeutet, dass die Umwelt des Individuums vollständig für die Entscheidungen verantwortlich ist, die dem Individuum innerhalb dieser Umwelt gegeben werden. Gleichzeitig ist das Individuum für die Entscheidungen, die es in einer bestimmten Umgebung trifft, selbst verantwortlich.

Anschließend verorten wir das metamoderne Individuum in einer Ära sowohl der Hypermoderne als auch der Metamoderne. In Anlehnung an den Autor Stanley Horners Beschreibung des metamodernen Individuums und in Verbindung mit der kulturellen Logik von Dixon und der Natural Intelligence von Nephew werden wir zeigen, dass wir uns als Ergebnis dieses Papiers tatsächlich bewusst sind, „dass wir uns bewusst sind, dass wir uns bewusst sind“ (Horner 2003), dass wir in dem endlichen Spiel der Hypermoderne gefangen sind.

Wir werden dann mit dem Konzept einer metamodernen Leiter enden. Jeder (Lauf-)Modus dieser Achse, der von endlichen, fragmentierten hypermodernen Oszillationsgraden bis hin zu unendlichen, integralen metamodernen Diunitalitätsgraden reicht, ist der Gefahr der Korruption und Ausbeutung durch Kommodifizierung ausgesetzt. Daher müssen wir in Übereinstimmung mit Storm (2021) in der Lage sein, den metamodernen Modus explizit zu definieren, wie es hier der Fall ist.

Dita von Tease – „Mona Lisa“Dita von Tease – „Mona Lisa“

III. Definitionen: sowohl grundlegend als auch lose

Alle in diesem Text gegebenen Definitionen sind aus einer metamodernen Perspektive im Sinne von Jason Storm zu sehen. Sie haben nicht den Anspruch, allumfassend zu sein. Sie sind modern in dem Sinne, dass sie uns eine analytische Grundlage geben. Sie sind postmodern in dem Sinne, dass diese Grundlage aus einem Netz von fließenden Verbindungen und nicht aus konkreter Substanz stammt.

Ein Beispiel dafür ist der etymologische Irrtum, der sich aus fragil fixierten Kategorisierungen ergibt. In diesem Text werde ich darauf hinweisen, dass sich Etymologien ändern, zumindest in der Perspektive. Die Definitionen und Geschichten, die angeboten werden, rahmen die Erzählung ein, die der Autor präsentiert. Es liegt in deinem Ermessen, wie du diese Perspektive in deine persönliche Erzählung einfügst.

i) Hypermodernismus und Individualismus definiert

Individualismus

Die Etymologie des Wortes „Individuum“ stammt von dem lateinischen Wort „individuus“, was „unteilbar“ oder „einzigartig“ bedeutet. Darin spiegelt sich die Vorstellung wider, dass ein Individuum eine eigenständige, separate Einheit ist, die nicht geteilt oder auf einen Teil eines größeren Ganzen reduziert werden kann. Der Begriff „Individualismus“ ist von dieser Idee abgeleitet und bezieht sich auf eine Philosophie oder politische Ideologie, die den moralischen Wert und die Autonomie des Einzelnen betont.

Individualismus ist eine philosophische und politische Ideologie, die den moralischen Wert und die Autonomie des Einzelnen betont. Individualist:innen glauben, dass der Einzelne die Grundeinheit der Gesellschaft ist und dass er frei sein sollte, seine eigenen Interessen und Ziele ohne Einmischung des Staates oder anderer Personen zu verfolgen.

Individualismus wird oft mit dem Glauben an die angeborenen Rechte und die Würde des Einzelnen in Verbindung gebracht und mit der Vorstellung, dass der Einzelne frei sein sollte, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, ohne Zwang oder Kontrolle von außen. Diese Philosophie steht im Gegensatz zum Kollektivismus, der die Bedeutung des Kollektivs oder der Gruppe gegenüber dem Einzelnen hervorhebt.

Der Autor ist der Meinung, dass der populäre Gebrauch des Begriffs in der heutigen Zeit nicht aus dem Lateinischen, sondern aus dem Englischen stammt. Wie in indivi- und dual, oder eine unteilbare Dualität. Während dies die Andeutung einer metamodernen Diunitalität, einer Einheit von zwei, verbirgt, besteht die hypermoderne Tendenz darin, die diunitale Lösung zugunsten eines Binärsystems, das die Spannungen umgeht, zu „übergehen“.

Hypermodernismus

Die Etymologie des Begriffs „hypermodern“ leitet sich von der griechischen Vorsilbe „hyper-“ ab, die „über“ oder „oberhalb“ bedeutet, und dem lateinischen Wort „modernus“, das „modern“ bedeutet. Der Begriff „hypermodern“ bedeutet also wörtlich „über oder oberhalb der Moderne“ und wird verwendet, um einen Zustand oder eine Bedingung zu beschreiben, die als eine Intensivierung oder Erweiterung der mit der Moderne verbundenen Prozesse und Phänomene angesehen wird.

Der Begriff Hypermoderne bezeichnet einen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Zustand, der durch ein erhöhtes Tempo von Veränderungen und Innovationen, die Verwischung traditioneller Grenzen und Unterscheidungen sowie die zunehmende Vernetzung und gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Bereiche menschlicher Aktivitäten gekennzeichnet ist. Dieser Begriff wird oft im Gegensatz zur Moderne verwendet, die sich auf die Veränderungen und Entwicklungen im 18. und 19. Jahrhundert bezieht, die mit dem Aufkommen der Industrialisierung, der Urbanisierung und der Entstehung einer globalen Marktwirtschaft verbunden sind.

Die Hypermoderne wird als Fortsetzung oder Intensivierung der Prozesse der Moderne gesehen, wobei jedoch mehr Wert auf Geschwindigkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gelegt wird. Sie wird oft mit dem Aufkommen neuer Technologien wie dem Internet und mobilen Geräten in Verbindung gebracht, die die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, arbeiten und miteinander interagieren, verändert haben.

ii) Metamodernismus: der Stand der Technik

Die Metamoderne ist eine kulturelle, künstlerische und philosophische Bewegung, die sich im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert entwickelt hat. Sie versucht, die besten Aspekte der Moderne und der Postmoderne zu integrieren und auszubalancieren, und betont die Bedeutung der Perspektive, des Kontexts und des Darüberhinausgehens, indem sie dem traditionellen analytischen Wissen neue Denk- und Verständnisweisen hinzufügt. Zu den Schlüsselelementen der Metamoderne gehören die Ablehnung binärer Oppositionen und Polarisierungen, die Betonung von Synthese und Integration sowie die Betonung von diunitalem, beides-und-Denken und emotionaler Intelligenz.

Im Gegensatz zur Moderne, die sich durch Fortschritt, Vernunft und Individualismus auszeichnet, und zur Postmoderne, die durch Skeptizismus, Relativismus und Fragmentierung gekennzeichnet ist, versucht die Metamoderne, einen Mittelweg zu finden und die besten Aspekte sowohl der Moderne als auch der Postmoderne und darüber hinaus zu integrieren. Sie lehnt die Polarisierungen und Dichotomien dieser früheren Bewegungen ab und versucht stattdessen, ein nuancierteres und umfassenderes Verständnis der Welt zu schaffen.

Die Etymologie des Begriffs „Metamoderne“ leitet sich von der griechischen Vorsilbe „meta-“ ab, die „jenseits“ oder „transzendierend“ bedeutet, und dem lateinischen Wort „modernus“, das “modern“ bedeutet. Der Begriff „Metamoderne“ bedeutet also wörtlich „jenseits der Moderne“ und wird zur Beschreibung einer philosophischen und kulturellen Bewegung verwendet, die versucht, die besten Aspekte der Moderne, der Postmoderne und aller anderen Strömungen zu integrieren und auszugleichen. Es gibt eine falsche Assoziation zwischen Meta- als Metaxie oder Oszillation und dem, was oben abgeleitet wird. Wie wir später sehen werden, ist dies sowohl ein Produkt des binären Denkens als auch eine Verwechslung von Metamoderne und Hypermoderne.

Der Begriff „Metamoderne“ tauchte erstmals 1975 in der akademischen Welt auf und wurde „von Kritikern der Philosophie, Politik und Gesellschaftstheorie verwendet“ (Bunnell 2015). Im Jahr 1975 prägte Masud Zavarzadeh diesen Begriff in der Literaturtheorie (Zavarzadeh 1975), wobei er seine Wurzeln im Bereich der Ästhetik verkündete und ihn benutzte, um „die Transzendenz der typisch modernistischen Erzählebene“ zu vermitteln (Pipere und Martinsone 2022). Die Metamoderne wurde dann zunächst als ein Weg präsentiert, die Kontrolle über unsere eigenen persönlichen Erzählungen wiederzuerlangen, die durch die begrenzenden und unausgewogenen großen Erzählungen der Moderne, die sich als universell ausgaben, gebunden waren.

Die Metamoderne als solche kann als eine Form der archäologischen „Therapie“ (Storm 2019) gesehen werden, eine Möglichkeit, die Vergangenheit aus einer neuen Perspektive zu betrachten und so neue Möglichkeiten für die Zukunft zu schaffen. Metamodernist:innen lehnen oft die extremen binären Gegensätze und Polarisierungen von Moderne und Postmoderne ab und versuchen stattdessen, diese unterschiedlichen Perspektiven zu synthetisieren, um ein neues und nuancierteres Verständnis der Welt zu schaffen. Dumitrescu erklärt: „Der homo metamodernus ist ein neuer homo universalis, der versucht, die Gegensätze nicht nur nebeneinander aufzuführen, sondern sie zu versöhnen“ (Dumitrescu 2006).

Bei der Schaffung einer nachhaltigen Synthese ist unsere traditionelle analytische Intelligenz, die Nephew (2022) hauptsächlich als „kontrafaktisch“ (zwei Fakten, die aufeinanderprallen) betrachtet, zu einem großen Teil auf den gewohnheitsmäßigen Gebrauch dichotomer Logik zurückzuführen (wie uns Kierkegaards Entweder/Oder zeigt). Die Zergliederung der Dichotomie stößt an die Grenzen der Leistungsfähigkeit und ist nicht mehr in der Lage, der Komplexität der heutigen hypermodernen Realität gerecht zu werden (und in vielerlei Hinsicht auch nicht in der Lage, die Verantwortung dafür zu übernehmen). Wir brauchen neue Wege des Denkens. „Die Philosophie der Metamoderne ist die Welt der Ideen und Annahmen, die im Gegensatz zu vielen Ideen früherer Paradigmen stehen“ (Pipere und Martinsone 2022). Glücklicherweise ist ein Schlüsselelement der Metamoderne das Konzept des diunitalen Denkens.

Diunitales, beides-und-Denken ist ein Schlüsselaspekt der Metamoderne, der 1972 von VJ Dixon in einem Aufsatz mit dem Titel „The Di-unital Approach to Black Economics“ festgestellt wurde. Die Etymologie des Begriffs „diunital“ leitet sich von der griechischen Vorsilbe „di-“ für „zwei“ und dem lateinischen Wort „unitalis“ für „Einheit“ ab. Der Begriff „diunital“ bedeutet also wörtlich „Einheit von zwei“ und wird verwendet, um eine Einheit oder Gruppe von zwei oder mehr Dingen zu beschreiben, die zusammen als Ganzes und nicht als getrennte und unterschiedliche Einheiten betrachtet werden.

Dixon beobachtete dies in der marginalisierten Gemeinschaft der Black Americans. Sowohl Dixon als auch später Wright (1992) stellten fest, dass das von deBois wahrgenommene doppelte Bewusstsein ein Beispiel für diese kulturelle Logik ist. Wright beobachtet eine ähnliche Logik im vorkolonialen Afrika, was auf ihre natürliche Universalität bis zum Aufkommen der Moderne hindeutet. Der Begriff „diunital“ unterstreicht die Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Elemente oder Aspekte und nicht die Trennung und Opposition dieser Elemente.

Er wird oft im Zusammenhang mit dem Begriff „dichotom“ verwendet, der eine Aufteilung oder Trennung in zwei unterschiedliche Kategorien suggeriert und oft mit einem „entweder-oder“-Ansatz im Denken und in der Entscheidungsfindung verbunden ist. Im Gegensatz dazu fördert „diunital“ einen umfassenderen und integralen Ansatz und betont den Wert des „beides-und“-Denkens. Also sowohl diunitale als auch dichotome Logik und nicht entweder dichomtische oder diunitale Kognition.

Dieser Ansatz erkennt an, dass viele der Probleme und Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, komplex und vielschichtig sind und dass sie nicht durch einfache entweder-oder-Lösungen angemessen angegangen werden können. Stattdessen ermutigt uns das diunitale, beides-und-Denken, mehrere Perspektiven und Ansätze in Betracht zu ziehen und nach Lösungen zu suchen, die umfassend und integrativ sind. Schon früh wurde eine nicht identifizierte kulturelle Logik mit der Metamoderne in Verbindung gebracht. Ich möchte vorschlagen, dass diese kulturelle Logik die systematische Einbeziehung der diunitalen Logik mit der dichotomen Logik ist. Durch die Einbeziehung des diunitalen Denkens in seine Philosophie versucht die Metamoderne, ein umfassenderes und integrativeres Verständnis der Welt zu schaffen.

Dr. Nephew (2022) leistet eine gründliche Arbeit, die einen ähnlichen Ansatz wie Dixon und Wright verfolgt und eine Trennung zwischen Analytic und Natural Intelligence vornimmt. Die dichotome Logik ist ein Teil der Analytic Intelligence und die diunitale Kognition bildet die Brücke zur Natural Intelligence. Natural Intelligence besteht aus verschiedenen Arten von Intelligenz, darunter künstlerische Intelligenz und die metamoderne emotionale Intelligenz (Dumitrescu 2006). Ich möchte vorschlagen, dass die mit der Metamoderne verbundene Gefühlsstruktur die emotionale Intelligenz ist. Die Art von metamodernen Strukturen des Wissens und Fühlens, die aus der Überwindung der „Begrenzung der Rationalität und nicht ihrer Auflösung“ (Habermas, 1992; Lyotard, 1991) resultiert (Koutselini 1997).

Einem oder beiden dieser Ansätze folgend, stellt die Metamoderne die traditionelle Einordnung der Technologie als „anders“ und mehr als menschlich in Frage. Durch die Anerkennung der Verflechtung von Individuum, Natur und Technologie bietet die Metamoderne einen nuancierteren und diunitaleren Ansatz zum Individualismus. Ein Ansatz, der versucht, die Vorteile der Technologie und der Hypermoderne mit der Bedeutung der menschlichen Verbindung und Gemeinschaft in Einklang zu bringen.

In den folgenden Abschnitten wird untersucht, wie metamoderne Prinzipien, einschließlich des diunitalen, beides-und-Denkens, auf die Probleme der Hypermoderne, des Individualismus und unserer Nutzung der Technologie angewandt werden können. Wir werden die potenziellen Vorteile dieses Ansatzes ebenso betrachten wie einige der Herausforderungen und Grenzen, mit denen er möglicherweise konfrontiert ist. Durch die Untersuchung der Überschneidung von Metamoderne, Individualismus und Technologie wollen wir ein neues und differenzierteres Verständnis dieser komplexen und miteinander verknüpften Themen vermitteln. Als Nächstes werden wir jedoch den Aufstieg und die Entwicklung des Individualismus nachzeichnen.

„Um es kurz zu machen, Das erste Prinzip des ontologischen Diskurses zeichnet sich durch eine paradoxe, wenn auch holistische Gleichzeitigkeit aus, die durch Oszillation verursacht wird. Der erkenntnistheoretische Diskurs zeigt das zweite Prinzip des paradoxen Verständnisses von Wahrheit und großen Erzählungen und das dritte Prinzip, metaxisbasiertes Denken und Dia/Polylog. Das vierte Prinzip der axiologischen Rhetorik spricht von der Verhandlung zwischen rhizomatischen und hierarchischen sozialen Beziehungen und Werten. Das fünfte methodisch orientierte Prinzip zeigt den Pluralismus als Möglichkeit, eine Geschichte auf mehrere Arten zu erzählen. Das sechste transversale Prinzip der Metamoderne manifestiert die Koexistenz früherer Stadien der Metamoderne als „Paralleluniversen“ und erkennt die Verflechtung von Komponenten aus früheren Stadien als die bestimmende Kraft der Metamoderne an.“

Pipere und Martinsone, 2022, Metamodernism and Social Sciences: Scoping the future

John Gast – „American Progress“John Gast – „American Progress“

IV. Die Geschichte des Individualismus

i) Moderner Individualismus

Der Modernismus ist eine kulturelle, künstlerische und philosophische Bewegung, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entstand und sich häufig durch die Ablehnung traditioneller Formen und Konventionen und den Glauben an den Wert und die Würde des Einzelnen auszeichnet. Modernist:innen versuchten, mit der Vergangenheit zu brechen und neue Ausdrucksformen zu schaffen, die den Komplexitäten und Widersprüchen der modernen Welt besser gerecht werden. Eines der wichtigsten Merkmale der Moderne ist die neu gewonnene Betonung des autonomen, unabhängigen und unteilbaren Individuums.

Die Postmoderne hingegen ist eine kulturelle, künstlerische und philosophische Bewegung, die Mitte des 20. Jahrhunderts als Reaktion auf die empfundenen Grenzen und Exzesse der Moderne entstand. Laut Borgmann „ist die Postmoderne vor allem als intellektuelle und architektonische Bewegung bekannt. In der Wirtschaft gibt es auch einen Sinn für Abschluss und Übergang … – post-industriell, post-kapitalistisch“ (Borgmann 1992). Andererseits sieht der Autor und Akademiker Wright (1997) die Postmoderne als „Anti-Moderne“, als die Werkzeuge der Moderne, die sich gegen sie selbst richten. Eine nützliche Einsicht, die zuweilen in Storms: Metamodernism: The Future of Theory.

Für Borgmann liegen die Grundlagen der Moderne viel früher: „Die kolumbianische Entdeckung der neuen Welt zerbrach die endliche und überlebensfähige Geographie des Mittelalters. Das kopernikanische Sonnensystem entließ die Erde aus ihrer privilegierten Stellung im Universum. Und die lutherische Reformation erschütterte das Fundament der göttlich begründeten Autorität“ Als Antwort auf diese dreifache Dekonstruktion führt er drei Texte als Schlüssel zur modernen Restauration an. Bacons „New Atlantis“ (1627), Descartes' „Diskurs über die Methode“ (1937) und Lockes „Second Treatise of Civil Government“ (1960). Er stellte fest, dass sie „auf eine neue grundlegende Übereinkunft drängen, eine, die die schwankenden und einengenden mittelalterlichen Strukturen niederreißt und auf einem soliden Fundament neu entsteht“.

Bacon hat das Leiden in den Mittelpunkt gestellt: „Das menschliche Elend war für ihn“, schreibt Borgmann, „wie es für uns geblieben ist, ein unnötiger und unerträglicher Skandal, der durch die Beherrschung der Natur überwunden werden sollte“. Für Descartes: „Der moderne Triumph der Prozedur über die Substanz“, die Prozedur der analytischen Methode, sorgte für „unerschütterliche Grundlagen“, die ein „furchtloses Abräumen aller bestehenden Institutionen“ verlangten. Die analytische Intelligenz sei eine „konstruktive Methode von unwiderstehlicher Überzeugungskraft“. Für Locke hingegen hatten die „sozialen Implikationen des Projekts der Moderne“ „die politische Macht umgestaltet, indem er sie von ihrer ‘ursprünglichen’, d.h. grundlegenden Bedingung ableitete. Diese fand er in der Natur, die von der Vernunft regiert wird“.

„Diese Vorstellungen führen dazu, dass wir eine allumfassende und stattliche gemeinsame Ordnung erwarten. Die Bedrohung ist jedoch eine Feier des Individuums, des unbelasteten und autonomen Menschen. Natur und Vernunft sind kaum mehr als unscharfe Kulissen für das Individuum“. „Letzteres“, das Individuum, „ist das eigentliche Fundament einer neuen Gesellschaftsordnung.“ (Borgmann 1992). In jüngerer Zeit ordnet Lipovetsky den zeitgenössischen Individualismus in die lange Geschichte der Moderne ein. Er stellt fest, dass der Individualismus kein völlig neues Phänomen ist und sich bis in die griechische Antike und die protestantische Reformation im 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. (Lipovetsky 2018)

Lipovetsky zufolge war diese frühe Form des Individualismus demokratischer Natur. Er war auch mit der Idee der Selbstverwirklichung verbunden, wobei der Einzelne ermutigt wurde, seine eigenen einzigartigen Talente und Fähigkeiten zu entwickeln. Lipovetsky stimmt mit Borgmann darin überein, dass sich die „individualistische Ideologie“ im 18. Jahrhundert vollständig konstituierte. Sie brachte ein „System von Ideenwerten zusammen, das zum ersten Mal das freie, autarke Individuum … gleichberechtigt mit anderen, als höchsten Wert der Gesellschaft darstellte.“ (Lipovetsky 2018)

Von diesem Zeitpunkt an verstanden die Modernist:innen das Individuum als die Grundeinheit der Gesellschaft, und der Einzelne sollte frei sein, seine eigenen Interessen und Ziele ohne Einmischung des Staates oder anderer Individuen zu verfolgen. Damit wurde das Individuum auch von der früheren allumfassenden „herrschaftlichen Gemeinschaftsordnung“ befreit. Diese Betonung des Individuums stand im Gegensatz zu den eher kollektivistischen und kommunitären Ideologien, die in früheren Epochen vorherrschten, und spiegelte die wachsenden Freiheiten und die Autonomie wider, die mit dem Aufstieg der Moderne einhergingen.

Lipovetsky stellt außerdem fest, dass das Versprechen des Individualismus durch vier Faktoren eingeschränkt wurde: Das Fortbestehen religiöser Moral angesichts eines durchsetzungsfähigen Säkularismus; „säkulare Religionen“ (Aron 1952), die sich als „messianische Ideologien“ (Lipovetsky 2018) ausgaben und von den Individuen verlangten, für kollektive Ideen wie Nationalismus, Kommunismus, Revolution und in jüngerer Zeit Aktivismus zu leben; Erziehung, die zwischen zu autoritativ und zu lasch schwankte, was zu repressiven Komplexen einerseits und „Kinderkönigen“ (Lipovetsky 2018) andererseits führte; und schließlich soziale Ungleichheit und die Fesseln von Rassismus, Sexismus und Aggression, die dem Anspruch des Individualismus auf Gleichheit zuwiderliefen.

Die Entstehung der Moderne war auch eng mit den umfassenderen Veränderungen und Entwicklungen der Neuzeit verbunden, darunter die zunehmende Industrialisierung, die Urbanisierung und das Wachstum der globalen Marktwirtschaft. Diese Veränderungen schufen neue Möglichkeiten und Herausforderungen für den Einzelnen und trugen auch zu der Fragmentierung und Entfremdung bei, die häufig mit den sozialen und politischen Veränderungen einhergingen, die diese Entwicklungen mit sich brachten. Die Modernist:innen versuchten, mit ihrer Kunst und Literatur auf diese Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren und neue Ausdrucksformen zu schaffen, die den Komplexitäten und Widersprüchen der modernen Welt besser gerecht werden.

An diesem Punkt begann die Post-/Antimoderne, sich durch Individuen auszudrücken, die sich von den alten Traditionen befreiten und in einer neuen Welt umhertrieben. Die Betonung des Individuums in der Moderne spiegelt sich auch in der Kunst, Literatur und Philosophie dieser Zeit wider. Die Modernist:innen konzentrierten sich häufig auf das subjektive Individuum und auf die Art und Weise, wie der Einzelne Kunst und Kultur nutzen konnte, um sich selbst auszudrücken und seine eigene innere Welt zu erkunden. Die Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Denker:innen der Moderne lehnten die traditionellen Formen und Konventionen ab, die in der Vergangenheit den künstlerischen Ausdruck bestimmt hatten, und versuchten stattdessen, neue und innovative Werke zu schaffen, die die Erfahrungen, Gefühle und Gedanken des Einzelnen erforschten. Diese Betonung des Individuums findet sich in den Werken von Schriftsteller:innen der Moderne wie James Joyce, Virginia Woolf und T.S. Eliot sowie in den Gemälden von Künstler:innen wie Pablo Picasso und Henri Matisse wieder.

Zavarzadeh prägte das Wort Metamoderne erstmals 1975. Er schrieb eine Abhandlung über die literarischen Künste. Als solche sollten wir uns sowohl als Autor:innen als auch als Protagonist:innen unserer eigenen Geschichten sehen, um seinem Werk praktische Relevanz im täglichen Leben zu verleihen. Dies gibt auch Aufschluss darüber, warum wir in der heutigen Zeit eine kollaborative Modifikation (Co-Modifikation, wenn man so will) unserer persönlichen Erzählungen akzeptiert haben. Zavarzadeh stellt fest, dass die „modernen Entdeckungen in der Physik, der Tiefenpsychologie, anderen Verhaltenswissenschaften und den Biowissenschaften“ beweisen, dass die nicht-fiktionale Welt „genauso wild, verborgen, dunkel, unvorhersehbar und seltsam ist wie die Fiktion“.

Die Grundlage einer von der Vernunft beherrschten Natur begann zu erodieren, ähnlich wie Nietzsche und Kant stellte Zavarzadeh fest, dass die Bedingung der „Gewissheit durch eine Bedingung der Wahrscheinlichkeit – Zufälligkeit und Ungewissheit – ersetzt wurde“, was zu einer nihilistischen Beziehung zu Fakt und Wahrheit geführt hat, die nun beide in Zweifel gezogen werden, weil sie die Eigenschaft einer „stabilen Ewigkeit“ besitzen. Diese akademische Sicht der „post-absurden Welt“ Zavarzadehs spiegelt sich in unserer kollektiven Realität wider. Eine Welt, in der Donald Trump nach Barack Obama Präsidentschaftskandidat wurde, Kanye West ein „schwarzer, weißer, supremistischer“ Präsidentschaftskandidat für 2024 ist und Elon Musk es sich leisten kann, die Welt zu ernähren, und sich stattdessen dafür entscheidet, Twitter zu kaufen, in der Hoffnung, dass eine App sie alle beherrscht, mit dem Ziel eines gefährlichen und fehlgeleiteten Langfristdenkens (Kaspersen 2022).

Wie Zavarzadeh feststellt, „entzieht sich die tägliche Erfahrung einer einfachen Prüfung von Sinn und Bedeutung der Realität“. Die alten Dichotomien gelten nicht mehr. Dies ist eine der Hauptbotschaften des neuen DC Black Adam Films. Ein Film, der den Hyperrealismus unserer modernen Götter fortsetzt, eine Realität, die von Alan Moore geschaffen wurde. Man sagt uns, dass die Welt nicht schwarz oder weiß, gut oder böse ist, und auch nicht der Befreier, den wir brauchen.

Eine „metamoderne Erzählung“ über die menschliche Existenz ist eine, die laut Zarvadeh „null Grad an Interpretation“ hat. Sie ist, was sie ist – ein Durchgang durch die Apokalypse, wie es so schön heißt. Notwendig geworden durch „das Misstrauen gegenüber der erkenntnistheoretischen Autorität“ eines Autors, dessen Art, die Welt zu sehen, nur die Art von analytischer Intelligenz verlangte, die uns die dichotome Logistik (Entweder/Oder Kierkegaard) bietet.

„Was früher fast durchgängig als fiktional erkennbar war und mit der beschworenen Illusion von Wirklichkeit im fiktiven Roman verbunden war, ist auf internationaler, nationaler und individueller Ebene zur gelebten Realität geworden“. Für das Individuum als Autor:innen des eigenen Lebens hat sich „eine Krise der Realitätswahrnehmung ereignet“, die zu einem seltsamen Schicksal führt. „Die Entfremdung, die Entwurzelung und die Viktimisierung, die einst symbolisch in die konzentrierte Erfahrung der modernistischen Fiktion eingingen, sind jetzt universelle Bedingungen.“

Schließlich darf die Rolle der Warenproduktion und des Konsumverhaltens nicht unterschätzt werden, denn sie haben den Individualismus nach dem Zweiten Weltkrieg stark beeinflusst. Durch den „permanenten Appell an die Begierden“ wurden alle Ideale des Kollektivismus „von denen der Privatsphäre, des Vergnügens und des individuellen Glücks entthront“ (Lipovetsky 2019) In der Tat sind die Warenproduktion und der Konsumismus Produkte dieser invidualistischen Ideologie. Die Idee der Freiheit des Individuums in Selbstbestimmung führt zur Idee des freien Marktes, auf dem alles gekauft und verkauft werden kann, einschließlich des Konsums und der Kommodifizierung selbst.

ii) Postmoderner Individualismus

Nach Borgmann (1992) „ist die Postmoderne vor allem als intellektuelle und architektonische Bewegung bekannt. In der Ökonomie gibt es auch einen Sinn für Abschluss und Übergang … – post-industriell, post-kapitalistisch“. Er stellte fest, dass sie an allen drei Fronten „in der Ablehnung des aggressiven Realismus, der auf Bacon zurückgeht, des methodologischen Universalismus, der auf Descartes zurückgeht, und des liberalen Individualismus, der das Erbe von Locke ist, vereint sind“ (Borgmann 1992). Während also die Moderne die Unteilbarkeit, Autonomie und Unabhängigkeit des Individuums betonte, bot die Postmoderne Herausforderungen und Kritik, um die Art und Weise zu erforschen, in der Individuen von den sie umgebenden sozialen, kulturellen und politischen Kräften geformt und beeinflusst werden.

In der Postmoderne wird die Idee des modernen, autonomen, unabhängigen und unteilbaren Individuums als problematisch und begrenzt angesehen. Postmodernist:innen argumentieren, dass der Einzelne nicht wirklich autonom oder unabhängig ist, sondern vielmehr ein Produkt des sozialen, kulturellen und politischen Kontexts ist, in dem er lebt. Aus dieser Perspektive wird die Vorstellung des modernen Individuums als eine in sich geschlossene und autarke Einheit als Mythos oder Illusion betrachtet, und Postmodernist:innen versuchten, diesen Mythos zu entlarven und in Frage zu stellen.

Die Kritik am modernen Individuum in der Postmoderne zeigt sich in der Kunst, Literatur und Philosophie dieser Zeit. Postmoderne Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Denker:innen lehnen oft die traditionellen Formen und Konventionen der Moderne ab und schaffen stattdessen Werke, die fragmentiert, ironisch und selbstreferenziell sind. Darin spiegelt sich die Vorstellung wider, dass das Individuum keine feste und stabile Einheit ist, sondern ein komplexes und sich ständig veränderndes Produkt der sozialen und kulturellen Kräfte, die es umgeben.

Die Zweideutigkeit des Individualismus wird in Louise Erdichs Love Medicine, dem Porträt einer zerrütteten indianischen Gemeinschaft in North Dakota, offengelegt. Alle ihre Mitglieder, ob düster oder tapfer, resigniert oder einfallsreich, tragen die Narben, die ihnen von schroffen Individuen zugefügt wurden. Gleichzeitig befinden sie sich am Rande des bürgerlichen Individualismus. Aber wie Robert Bellah und seine Mitarbeiter:innen betont haben, war der Individualismus in der scheinbar privilegierten und geschützten weißen Mittelschicht dieses Landes zwar weniger brutal, aber nicht weniger lähmend. (Borgmann 1992)

Alexis Rockman – „Manifest Destiny“Alexis Rockman – „Manifest Destiny“

V. Hypermoderner Individualismus

i) Postmoderne Begrenzungen

Das Hauptversagen der postmodernen Kritik bestand darin, dass sie trotz Borgmanns Besorgnis nicht in die Hypermoderne hineinschlitterte. Vielleicht war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät. Nach der Lektüre von Borgmanns frühem Aufsatz über die postmoderne Wirtschaft, in dem er die kommende Weggabelung skizzierte, schrieb Goldman diese Worte, um Borgmanns Idee zu erahnen und einzuführen:

„Die postmoderne Gesellschaft kann ‘hypermodern’ werden, eine Gesellschaft, in der der bereits schädliche Einfluss der modernen Technologie noch durchdringender und dominanter wird. Oder sie kann durch die Beherrschung durch die moderne Technologie hindurch in einen ‘metamodernen’ Zustand übergehen, einen Zustand, in dem technologisches Handeln ‘kontextsensitiv und historisch ehrfürchtig’ sein wird, vorsichtig und respektvoll (statt aggressiv) realistisch, aufmerksam gegenüber verschiedenen ‘Stimmen der Realität’“. (Goldman in der Cutcliffe, 1996, Einleitung von Borgmann)

An anderer Stelle ist die Postmoderne für ihre vermeintlichen Grenzen und Exzesse kritisiert worden, insbesondere in Bezug auf ihre Auswirkungen auf den Individualismus. Einige Kritiker:innen argumentieren, dass die Postmoderne in ihrer Kritik am modernen Individuum zu weit geht und dass sie den Wert und die Würde des Individuums untergräbt, indem sie es auf ein Produkt sozialer, kultureller und politischer Kräfte reduziert. Aus dieser Perspektive kann die Postmoderne als eine Form des Nihilismus oder Skeptizismus betrachtet werden, die die Existenz einer objektiven Wahrheit oder eines objektiven Sinns leugnet und den Einzelnen in einer chaotischen und sinnlosen Welt hilflos und isoliert zurücklässt.

Darüber hinaus argumentieren einige Kritiker:innen, dass die Betonung der sozialen und kulturellen Konstruktion des Individuums durch die Postmoderne zu einem Mangel an Rechenschaftspflicht und Verantwortung führen kann. Wenn der Einzelne als Produkt seines sozialen und kulturellen Umfelds betrachtet wird, ist er weniger geneigt, Verantwortung für sein Handeln und seine Entscheidungen zu übernehmen. Dies kann zu einer Opferkultur führen, in der der Einzelne externe Faktoren für seine Probleme und Herausforderungen verantwortlich macht, anstatt die Verantwortung für sein eigenes Leben und Handeln zu übernehmen.

Insgesamt sind die Grenzen der Postmoderne in Bezug auf den Individualismus komplex und umstritten, und es gibt keinen Konsens unter den Kritiker:innen in dieser Frage. Während die einen argumentieren, dass die Postmoderne den Wert und die Würde des Individuums untergräbt, vertreten andere die Ansicht, dass sie ein nuancierteres und realistischeres Verständnis des Individuums bietet und dass sie dem Einzelnen helfen kann, sich in den raschen Veränderungen und Unsicherheiten der globalen Wirtschaft und Gesellschaft zurechtzufinden und anzupassen.

Dennoch nimmt die von Borgmann vorhergesagte hypermoderne „Bifurkation“ Gestalt an. Wir reagieren auf die Baudrillard'sche Hyperrealität der Welt, die real gewordene Orwell'sche Fiktion, mit den von Adam Curtis geschilderten Hypernormalisierungsreaktionen, während wir gleichzeitig erkennen, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Borgmann stellte schon vor einem halben Jahrhundert fest, dass das Projekt der Postmoderne scheitert, weil „es charakteristisch für das moderne Temperament ist, dass es sich der Totalität des modernen Projekts und der ihm zugrunde liegenden Wahrheit nicht bewusst und unkritisch geblieben ist“.

Um diese zugrundeliegende Wahrheit zu finden, führt er uns zu den Wurzeln der Moderne zurück: „Die Moderne ist die Verbindung der Programme von Bacon, Descartes und Locke, die Verschmelzung der Dominanz der Natur, des Primats der Methode und der Souveränität des Individuums.“ „Wir können jedoch beginnen, die verborgene Wahrheit des gesamten Schemas und der Geschichte in den Vordergrund zu rücken, indem wir ihr einen Titel geben. Der Titel ist Technologie.“ (Borgmann 1992)

Zwei Jahre vor Borgmanns relativ optimistischer Bifurkationsmöglichkeit stellten die Krokers fest, dass die Hypermodernität bereits da war. Ich zitiere Brent Cooper, der feststellt, dass Kroker et al. (1990) „Amerikas postmoderne Kultur als hypermodern bezeichneten und unser Gefühl des ‘Schwingens zwischen den Polen der Verzweiflung und der Freude’ mit einer ‘Hochgeschwindigkeits-Oszillation zwischen Bedeutung und Bedeutungslosigkeit, Kontrolle und Chaos’ beschrieben (S. 443). Diese Sprache ist zufällig genau die ‘Oszillations’-Rahmung der Metamoderne, die von Luke Turner, Vermeulen und van den Akker verwendet wird, aber auf eine andere Weise. Krokers Arbeit dient somit als Ausgangspunkt für den vorliegenden Artikel und bestätigt Borgmanns Bifurkation.” Küfer (2020)

ii) Technologische Imperative

Für Borgmann hatte die Rolle der Moderne neben dem Individuum eine weitere Hauptfigur: „Die Technik in ihrer modernen Gestalt und Verkleidung begann mit dem Baconschen Versprechen, die Menschheit von der Härte des Lebens zu befreien und sie mit den Reichtümern der Erde auszustatten, und sie begann mit der Kartesischen Verpflichtung, Freiheit und Wohlstand auf methodische, wissenschaftliche Weise zu erreichen.“ (Borgmann 1992) Die Spiritualität hatte es im Mittelalter versäumt, uns Erlösung vom Leid zu bieten. Und so nahmen wir unsere Suche nach Befreiung wieder auf, indem wir die gleichen Werkzeuge benutzten, die uns zum Heliozentrismus und zur neuen Welt geführt hatten. Extrospektion, Wissenschaft und Technologie.

Zavarzadeh (1975) identifizierte dies mit dem Narrativ, dass „jedes Individuum in unserer Zeit eher ein Ritter auf Abwegen ist, der sich in einer atomisierten Gesellschaft auf eine verwirrende Suche nach dem Selbst begibt, als ein ‘typischer’ Mensch, der routinemäßig in einen Kampf mit einer kohäsiven Gesellschaft verwickelt ist, die durch fest etablierte und klar erkennbare Sitten und Werte gekennzeichnet ist“.

In der gesamten Moderne und Postmoderne hat die Technologie eine Schlüsselrolle bei der Stärkung von Individualismus und Autonomie gespielt. In der Moderne schufen die zunehmende Industrialisierung und das Wachstum der globalen Marktwirtschaft neue Möglichkeiten für den Einzelnen, seine eigenen Interessen und Ziele zu verfolgen und neue Formen von Identität und Gemeinschaft zu schaffen. Die Entwicklung neuer Technologien, wie z. B. des Buchdrucks und des Telegrafen, ermöglichte es dem Einzelnen, zu kommunizieren (McLuhan 1962) und auf eine Weise mit anderen in Kontakt zu treten, die in der Vergangenheit nicht möglich war, und Zugang zu neuen Formen von Wissen und Informationen zu erhalten.

In der Postmoderne haben das Wachstum des Internets und die Entwicklung neuer Formen der Kommunikation und der Medien die Möglichkeiten und die Reichweite des Einzelnen noch erweitert. Das Internet hat dem Einzelnen einen noch nie dagewesenen Zugang zu Informationen und Kommunikation verschafft und ihn in die Lage versetzt, in Echtzeit mit anderen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Dies hat dem Einzelnen neue Möglichkeiten eröffnet, Inhalte zu erstellen und auszutauschen, sich an Online-Gemeinschaften zu beteiligen und seine Meinungen und Überzeugungen auf eine Art und Weise zum Ausdruck zu bringen, die in der Vergangenheit nicht möglich war.

Die Hypermoderne verdankt ihre zunehmende Intensität zum großen Teil der Technologie. In der Hypermoderne hat die Technologie weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Erhöhung der Geschwindigkeit gespielt, wodurch Zeit und Entfernung verringert und Freiheiten und Autonomie erhöht wurden. Das Aufkommen mobiler Technologien wie Smartphones und Tablets hat dem Einzelnen den Zugang zum Internet und zu anderen Kommunikations- und Informationsformen zu jeder Zeit und an jedem Ort ermöglicht. Dies hat es dem Einzelnen ermöglicht, besser mit der Welt um ihn herum verbunden zu sein und auf sie zu reagieren, und es hat ihm mehr Kontrolle über sein eigenes Leben und seine Erfahrungen gegeben.

Insgesamt hat die Technologie in der Moderne, Postmoderne und Hypermoderne eine entscheidende Rolle bei der Stärkung von Individualismus und Autonomie gespielt. Durch ihre Fähigkeit, Menschen miteinander und mit neuen Formen von Wissen und Informationen zu verbinden, hat die Technologie dem Einzelnen neue Möglichkeiten eröffnet, seine eigenen Interessen und Ziele zu verfolgen und neue Formen von Identität und Gemeinschaft zu schaffen. In dem Maße, wie sich die Technologie weiterentwickelt, ist es wahrscheinlich, dass ihr Einfluss auf Individualismus und Autonomie weiter zunehmen und sich auf neue und unvorhersehbare Weise verändern wird.

iii) Das Paradox des hypermodernen Individualismus

„Individualismus ist kein anderer Name für Egoismus: er ist vor allem das Prinzip, das das Prinzip der freien Selbstbestimmung anerkennt.“

Lipovetsky (2018)

In einem Interview erörtert der Philosoph und Soziologe Gilles Lipovetsky das Konzept des hypermodernen Individualismus und seine Beziehung zu früheren Formen des Individualismus (Lipovetsky 2018). Lipovetsky zufolge lässt sich der heutige Individualismus auf die Entstehung der „individualistischen Ideologie“ im 18. Jahrhundert zurückführen, die das freie, autarke Individuum in den Mittelpunkt der Gesellschaft stellte. Er argumentiert jedoch, dass sich diese Form des Individualismus zu einer „narzisstischen“ und „hypermodernen“ Form entwickelt hat, was zu einem Paradox führt.

Lipovetsky vertritt die Auffassung, dass der Begriff „postmodern“ nicht mehr auf den zeitgenössischen Individualismus anwendbar ist und durch „hypermodern“ ersetzt werden sollte, um den aktuellen Stand der Dinge besser wiederzugeben. Lipovetsky zufolge war die Ideologie des Individualismus, die im 18. Jahrhundert aufkam, eine „demokratische“ Form des Individualismus, in der das freie und autarke Individuum als höchster Wert der Gesellschaft und als Grundlage der kollektiven Ordnung anerkannt wurde. Diese Ideologie wurde durch die Anerkennung von Menschenrechten und die Entwicklung demokratischer Regierungssysteme institutionalisiert.

Der moderne Individualismus basierte auf den Grundsätzen der Autonomie und Gleichheit, und die Realität der heutigen Gesellschaft entspricht oft nicht diesen Idealen. Das Fortbestehen traditioneller und religiöser Bräuche, die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen, die Zunahme des Konsumverhaltens und des „Körperkults“ untergraben den Grundsatz der individuellen Autonomie und verhindern die Verwirklichung einer echten Gleichheit. Darüber hinaus hat der Einfluss der Medien und der digitalen Technologien zur Entwicklung einer hochgradig individualistischen Kultur geführt, in der das Streben nach persönlicher Zufriedenheit und Wohlbefinden oft Vorrang vor dem Gemeinwohl hat.

Bei dieser neuen Form des Individualismus liegt der Schwerpunkt nicht auf der Selbstverwirklichung, sondern auf der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung. Lipovetsky vertritt die Ansicht, dass der Aufstieg der sozialen Medien und anderer Kommunikationstechnologien diesen Wandel begünstigt hat, da der Einzelne nun in der Lage ist, sein eigenes Image anderen gegenüber ständig zu präsentieren und zu pflegen. Dies hat zu einer Kultur des Narzissmus geführt, in der die Menschen von ihrem eigenen Image und ihrer Popularität besessen sind.

Lipovetsky stellt fest, dass die Verwirklichung der Grundsätze des modernen Individualismus durch eine Reihe von Faktoren behindert wird. Dazu gehören das Fortbestehen traditioneller und religiöser Bräuche, die ungleiche Behandlung von Geschlechtern, Rassen und Altersklassen, der Anstieg des Konsumverhaltens und des „Körperkults“ sowie der Einfluss der Medien und der digitalen Technologien. All diese Phänomene haben zur Entwicklung einer neuen Form des Individualismus beigetragen, die Lipovetsky als „hypermodern“ bezeichnet und die durch eine Konzentration auf die persönliche Zufriedenheit und das Wohlbefinden des Einzelnen gekennzeichnet ist und zu einem Neo-Narzissmus führt.

Lipovetsky argumentiert auch, dass dieser Neo-Narzissmus von einem Gefühl der Isolation und Einsamkeit begleitet wird. Trotz der ständigen Kommunikation, die durch die Technologie ermöglicht wird, ist der Einzelne isolierter als je zuvor. Das liegt daran, dass die Betonung der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung oft zu oberflächlichen, oberflächlichen Interaktionen führt, statt zu echten Beziehungen.

Das Paradox des hypermodernen Individualismus bezieht sich also auf den Widerspruch zwischen den Grundsätzen des modernen Individualismus, der die Autonomie und Gleichheit des Einzelnen in den Vordergrund stellt, und der Realität der heutigen Gesellschaft, in der diese Grundsätze häufig durch verschiedene soziale und kulturelle Phänomene konterkariert werden. Dieses Paradox ist das Ergebnis des komplexen und sich entwickelnden Charakters des Individualismus in der Moderne, der seine Wurzeln in den demokratischen Idealen des 18. Jahrhunderts hat, aber im Laufe der Zeit durch eine Vielzahl von Faktoren geformt und beeinflusst wurde, wie oben teilweise dargelegt.

Im Kontext des hypermodernen Individualismus ist das Aufkommen des Neo-Narzissmus eine natürliche Folge der Priorisierung des Individuums und des Selbst. In diesem Kontext ist das Ego zum zentralen Speicher geworden, der Verhalten, Urteile und Bestrebungen steuert, und nichts ist wichtiger als das Selbst und seine Entwicklung. Dies führt zu einer Konzentration auf die Erfüllung individueller Wünsche, und das Prinzip der Verführung wird zum Leitprinzip der Existenz.

Ein weiteres Paradox des hypermodernen Individualismus besteht darin, dass der Einzelne trotz des Aufstiegs des Individualismus als vorherrschendes soziales und kulturelles Phänomen in den letzten Jahren immer mehr von anderen und von größeren sozialen Strukturen abhängig wird. Mit anderen Worten: Die zunehmende Betonung des Individuums und der individuellen Rechte hat nicht zu einer Gesellschaft geführt, in der der Einzelne wirklich unabhängig und autark ist, sondern vielmehr zu einer Gesellschaft, in der die Individuen stärker miteinander verbunden und voneinander abhängig sind als je zuvor.

Dieses Paradox ist das Ergebnis einer Reihe von Faktoren, die sich in den letzten Jahren herausgebildet haben. Ein Schlüsselfaktor ist das Aufkommen der Konsumkultur, die zu einer Fokussierung auf individuelles Vergnügen und Zufriedenheit sowie zu einem ständigen Bedürfnis nach sozialer Bestätigung und Anerkennung geführt hat. Dies hat zur Folge, dass der Einzelne immer mehr von der Zustimmung anderer und dem ständigen Erwerb materieller Güter und Erfahrungen abhängig wird, um sich erfüllt und zufrieden zu fühlen. Dieses Phänomen des modernen Menschen als „Approval seeking Junkies“ (aus Guy Ritchies Film Revolver von 2005) wird von Robert Greene hervorgehoben. Greene stellt fest, dass wir alle Narzissten sind und dass der entscheidende Faktor darin besteht, ob wir unsere Emotionen in gesündere Formen umwandeln können, statt in die vorherrschenden toxischen Formen.

Ein weiterer Faktor, der zum Paradox des hypermodernen Individualismus beiträgt, ist der Aufstieg der Technologie und die zunehmende Vernetzung der Menschen über soziale Medien und andere Online-Plattformen. Diese Plattformen haben dem Einzelnen zwar mehr Kontrolle über sein eigenes Leben gegeben und es ihm ermöglicht, auf eine Weise mit anderen in Kontakt zu treten, die früher unmöglich war, aber sie haben auch eine Abhängigkeit von diesen Plattformen geschaffen, um soziale Interaktion und Bestätigung zu erhalten. Damit steigt auch unsere Abhängigkeit von anderen, was unser Selbstwertgefühl und unsere Identität angeht. Die von Greene (2018) erwähnte ungesunde Form des Narzissmus.

Das Paradox des hypermodernen Individualismus hat wichtige Auswirkungen auf unser Verständnis der heutigen Gesellschaft und auf die Art und Weise, wie wir über Individualismus und seine Rolle bei der Gestaltung unseres Lebens denken. Der Aufstieg des Individualismus hat zwar viele positive Veränderungen mit sich gebracht und es dem Einzelnen ermöglicht, seine eigene Autonomie und Freiheit zu behaupten, aber er hat auch eine Gesellschaft geschaffen, in der der Einzelne stärker als je zuvor voneinander und von größeren sozialen Strukturen abhängig ist. Deshalb müssen wir uns davor hüten, den Individualismus zu idealisieren und seine Grenzen und möglichen Nachteile zu erkennen.

Dadurch werden die bestehenden Spannungen zwischen den Idealen der individuellen Freiheit und Autonomie und der Realität der sozialen und kulturellen Kräfte, die das Individuum einschränken und formen, verdeckt. Dieses Paradox ist in der heutigen Gesellschaft offensichtlich, in der das Individuum oft als höchster Wert dargestellt wird, aber dennoch anderen Individuen, die in festen Dominanzhierarchien höher stehen, traditionellen Normen und Werten sowie dem Einfluss von Institutionen und sozialen Strukturen unterworfen ist. Lipovetskys Konzept des hypermodernen Individualismus basiert auf der Idee, dass der (jetzt hyper-)moderne Modus ein Gefühl des Konflikts oder der Dissonanz für den Einzelnen hervorrufen kann, der sich zwischen seinen eigenen Wünschen und den Erwartungen seiner Umgebung hin- und hergerissen fühlen kann.

Das hypermoderne Individuum sucht möglicherweise Gemeinschaft in Institutionen wie der Familie, dem Bildungssystem und den Medien. Diese Institutionen können die Überzeugungen, Werte und Verhaltensweisen des Einzelnen prägen und seine Fähigkeit zu echter Autonomie und Selbstständigkeit einschränken. Kurz gesagt: Je mehr wir miteinander vernetzt sind, desto verletzlicher sind wir. Je verletzlicher wir sind und je mehr wir die Anerkennung anderer suchen, desto mehr neigen wir zu dem, was Lipovetsky als Neo-Narzissmus bezeichnet.

Diese neue Art des psychischen Funktionierens wird durch die Verbreitung von Körperkulten und Praktiken veranschaulicht, die Schönheit, Wohlbefinden und Selbstdarstellung preisen. Während sich der postmoderne Individualismus auf die Selbstverwirklichung konzentrierte, die von der Selbsthilfeindustrie zur Ware gemacht wird (Parker 2008), konzentriert sich der hypermoderne Individualismus auf die Selbstdarstellung, wie z. B. Marie Kondos Spark Joy, das als ein Diskurs darüber angesehen werden kann, wie man Besuchern häusliche Räume präsentiert. Diese Praktiken können als vier Hauptmodelle des Neo-Narzissmus angesehen werden: der Körperkult, der Jugendkult, der Leistungskult und der Selbstkult (Lipovetsky 2018).

Der Körperkult beinhaltet die Idealisierung des physischen Körpers und das Streben nach Perfektion durch Sport, Ernährung und kosmetische Eingriffe. Der Jugendkult konzentriert sich auf die Erhaltung der Jugend und die Ablehnung des Alterns und kann zu einer Angst vor dem Älterwerden und dem Verlust der eigenen Attraktivität führen. Der Leistungskult hebt die Bedeutung von Erfolg und Leistung hervor und kann zu einer Beschäftigung mit Produktivität und Effizienz führen. Der Kult des Selbst schließlich beinhaltet die Idealisierung des Selbst und das Streben nach individuellem Glück und Erfüllung.

Diese narzisstischen Praktiken spiegeln eine Gesellschaft wider, in der das Individuum der ultimative Bezugspunkt ist und in der das Streben nach Selbstverwirklichung und subjektiver Zufriedenheit Vorrang vor allem anderen hat. Dies kann dazu führen, dass man sich auf sich selbst und das eigene Vergnügen konzentriert und nicht auf die soziale und politische Teilhabe oder das Wohlergehen der anderen. Dieser „hypermoderne Narzissmus bedeutet alles andere als eine euphorische, mit sich selbst versöhnte Individualität“ (Lipovetsky 2018) und die paradoxen Spannungen zwischen der Freiheit des Einzelnen und der gegenseitigen Abhängigkeit bleiben bestehen.

iv) Die Herausforderungen der Hypermodernität an den Individualismus

Die Beziehung zwischen Technologie, Individualismus und Hypermodernität ist komplex und dynamisch. Einerseits hat die Technologie es dem Einzelnen ermöglicht, autonomer und unabhängiger zu werden, und hat ihm neue Möglichkeiten gegeben, seine eigenen Interessen und Ziele zu verfolgen. Gleichzeitig hat die Technologie aber auch zum Wachstum von Individualismus und Hypermoderne beigetragen und neue Herausforderungen und Nachteile für den Einzelnen geschaffen. Im Folgenden werden vier Hauptursachen für diese Entwicklung genannt.

Verlust von Bedeutung und Sinn

In der Hypermoderne können das rasche Tempo der Veränderungen und der ständige Informations- und Kommunikationsfluss es dem Einzelnen erschweren, Bedeutung und Sinn in seinem Leben zu finden. Dies kann zu Gefühlen der Desillusionierung und Enttäuschung führen und zu einem Mangel an Motivation und Engagement bei persönlichen und sozialen Aktivitäten beitragen. Es kann auch zu einem Gefühl der Verwirrung und Ungewissheit in Bezug auf die Zukunft führen und es den Betroffenen erschweren, zu planen und Entscheidungen zu treffen, da sie in der Gegenwart orientierungslos sind.

Hyper-Individualismus

In der Hypermoderne hat die Betonung der individuellen Rechte und der persönlichen Freiheit zu einer Kultur des Hyperindividualismus geführt, in der der Einzelne ermutigt wird, seine eigenen Interessen und Ziele über die anderer zu stellen. Dies kann zu einem Mangel an sozialem Zusammenhalt und Gemeinschaft führen und dazu, dass sich der Einzelne isoliert und von anderen abgekoppelt fühlt. Es kann auch zu einem Mangel an Empathie und Mitgefühl beitragen und zu einer Kultur der Selbstbezogenheit und des Anspruchsdenkens führen.

Technologische Abhängigkeit

In der Hypermoderne hat das Wachstum der Technologie dem Einzelnen einen beispiellosen Zugang zu Informationen und Kommunikation verschafft und es ihm ermöglicht, mit anderen in Echtzeit in Kontakt zu treten. Diese Abhängigkeit von der Technologie kann jedoch auch negative Auswirkungen haben, wie z. B. die Aushöhlung der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht und der sozialen Fähigkeiten sowie die Schaffung digitaler Klüfte und Ungleichheiten. Sie kann auch zu einem Mangel an Privatsphäre und persönlicher Autonomie führen, da der Einzelne zunehmend von der Technologie überwacht und verfolgt wird.

Hyper-Kommodifizierung

In der Hypermoderne hat das Wachstum der globalen Marktwirtschaft und der Aufstieg der Konsumkultur zu einer verstärkten Konzentration auf materiellen Besitz und Konsumgüter geführt. Dies hat zu einer Kultur der Hyperkommodifizierung geführt, in der die Menschen ermutigt werden, sich selbst und andere auf der Grundlage ihres materiellen Besitzes und ihrer Konsumentscheidungen zu bewerten. Dies kann zu einem Mangel an Tiefe und Bedeutung in zwischenmenschlichen Beziehungen führen und zu Gefühlen der Unzufriedenheit und Leere beitragen.

Darüber hinaus können das Wachstum der globalen Wirtschaft und die zunehmende Vernetzung von Individuen und Gesellschaften zu neuen Formen der Ungleichheit und Ausbeutung führen, da einige Individuen und Gemeinschaften in ihrem Streben nach Fortschritt und Innovation zurückbleiben. Insgesamt sind die potenziellen Nachteile und Herausforderungen des Individualismus und der Hypermoderne im Zusammenhang mit der Technologie zahlreich und vielfältig und werden sich im Zuge der weiteren Entwicklung und des Wachstums der Technologie weiter entwickeln und verändern. Für den Einzelnen und die Gesellschaft ist es wichtig, sich dieser Herausforderungen bewusst zu sein und daran zu arbeiten, ihre negativen Auswirkungen abzumildern, um eine integrativere und nachhaltigere Zukunft zu schaffen.

Der gegenwärtige Zustand der metamodernen Kunst hat sich von einer Politik des Scheiterns zu einer Ablehnung einer solchen entwickelt, bis hin zu einer Suggestion, dass Oszillation und Substanz die Hauptstützen der Metamoderne sind. Und so oszillierte die Gefühlsstruktur, die als metamodern bezeichnet wurde, durch eine moderne Aufrichtigkeit zu einer postmodernen Ironie, mit sich ständig intensivierenden hypermodernen Geschwindigkeiten. Sowohl Ludford als auch Cooper haben einmal darauf hingewiesen, dass dies unweigerlich zur Hypermoderne führt, mit Entfremdung, Unbestimmtheit, Tourismus und spielerischer Komplizenschaft.

Wenn für Zavarzadeh 1975 „Entfremdung, Entwurzelung und Viktimisierung, die einst symbolisch in die konzentrierte Erfahrung der modernistischen Fiktion eingeflossen sind, jetzt universelle Bedingungen sind“, dann sind sie jetzt auf existenzieller Ebene existentielle Bedingungen. Die größere Gefahr, die von der Technologie durch die Hypermodernität ausgeht, besteht also darin, dass jeder Versuch, der Hypermodernität zu entkommen, der Kommodifizierung unterworfen und so von der Hypermodernität selbst aufgezehrt wird.

Eva Yates – „Narcissus“Eva Yates – „Narcissus“

VI. Metamodernismus und Individualismus

i) Metamodernismus und Individualismus: Diunitalität und emotionale Intelligenz

„Das neue Lehrplanparadigma sollte auf der Metamoderne basieren, d.h. auf der Modernisierung der Moderne. Eine Dialektik zwischen Person und Welt definiert den metamodernen Bildungsrahmen, in dem jedes Kind sein Personsein erwirbt (Van Manen, 1986), Wissen schafft und seine Existenz als ein Wesen in der Welt realisiert.“

Koutselini, M. (1997). Contemporary trends and perspectives of the curricula.

Die traditionelle Idee des Individualismus, bei der das Individuum als unteilbar und unabhängig angesehen wird, beruht auf der Annahme, dass das Individuum eine in sich geschlossene und autonome Einheit ist. Dieser Gedanke ist oft mit der Vorstellung von individuellen Rechten und persönlicher Freiheit sowie mit dem Glauben an den inhärenten Wert und die Würde des Einzelnen verbunden. Individualismus ist also nicht Egoismus, sondern Selbstbestimmung (Lipovetsky 2018). Die Hypermoderne hat zu Neo-Narzissmus und „Langfristigkeit“ (Kaspersen et al. 2022) geführt, die aus der Kommodifizierung einer aufrichtig ironischen, altruistischen „spielerischen Komplizenschaft“ (Ludford 2021) hervorgegangen sind und als „effektiv“ getarnt wurden, so wie Borgmann behauptet, dass die Rolle der Technologie getarnt wurde.

Wenn wir einen metamodernen Modus des Individualismus anstreben, wollen wir diese Vorstellungen von Rechten, Freiheiten und Selbstbestimmung beibehalten und gleichzeitig den Wert und die Würde des Einzelnen stärken. Diese Sicht des Individuums als unteilbar und unabhängig ist jedoch letztlich fehlerhaft. In Wirklichkeit ist das Individuum keine in sich geschlossene Einheit, sondern wird durch eine Reihe von Faktoren geprägt, darunter seine Erfahrungen, seine Beziehungen und sein soziales und kulturelles Umfeld. Die Moderne hat keine soliden Grundlagen, und die Postmoderne geht nicht weit genug (Storm 2021). Wir müssen darüber hinausgehen und das Individuum vollständig dekonstruieren, um den Individualismus über die Grenzen der Hypermoderne hinaus zu rekonstruieren.

Eine Möglichkeit, diese Idee des unteilbaren Individuums vollständig zu dekonstruieren, besteht darin, die Trennung zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten zu betrachten. Während das Bewusstsein oft als Sitz der Gedanken, Gefühle und Entscheidungen des Einzelnen angesehen wird, zeigen neuere Studien, dass die Entscheidungsfindung im Unterbewusstsein stattfindet, bevor wir uns dessen bewusst werden (Soon et al.) Das Unterbewusstsein ist ein entscheidender Teil der Erfahrung, Identität und Autonomie des Einzelnen. Das Unterbewusstsein wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, darunter frühere Erfahrungen, soziale Konditionierung und unbewusste Vorurteile, und es spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Überzeugungen, Verhaltensweisen und Einstellungen des Einzelnen. Hinzu kommt, dass das Unterbewusstsein für den Ungeübten oft nicht greifbar ist. Das bedeutet, dass der Einzelne eine innere Umgebung hat, die aus einer geistigen und emotionalen Welt besteht, die sowohl bekannt als auch unbekannt ist.

Die Vorstellung vom unabhängigen, autonomen Individuum wird durch das Konzept der sozialen Interdependenz in Frage gestellt (Johnson et al. 2005). Der Einzelne ist nicht eigenständig und autonom, sondern vielmehr von einer Reihe von Faktoren abhängig, einschließlich der Ressourcen, der Unterstützung und der Möglichkeiten, die von den Gemeinschaften und Gesellschaften, in denen er lebt, bereitgestellt werden. Diese Interdependenz bedeutet, dass die Erfahrungen, Überzeugungen und Entscheidungen des Einzelnen nicht nur das Ergebnis seiner eigenen Entscheidungen und Handlungen sind, sondern auch durch den sozialen und kulturellen Kontext, in dem er lebt, beeinflusst werden. Das Individuum ist immer in ein Umfeld eingebettet.

Eine andere Möglichkeit, die Idee des unteilbaren und autonomen Individuums zu dekonstruieren, besteht darin, die kontextualisierende Rolle von Zeit, Ort und (sozialem) Umfeld (Heller et al. 2008) bei der Gestaltung der Erfahrung und Identität des Einzelnen zu berücksichtigen. Wenn Menschen beispielsweise älter werden, machen sie eine Reihe von körperlichen, kognitiven und emotionalen Veränderungen durch, die ihre Überzeugungen, Verhaltensweisen und Einstellungen beeinflussen können. Diese Veränderungen können durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, einschließlich biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren, und sie können einen erheblichen Einfluss auf das Selbstverständnis des Einzelnen und seine Beziehung zur Umwelt haben. Zumindest kann sich der Einzelne in ein vergangenes, ein gegenwärtiges und ein zukünftiges Selbst mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Eigenschaften und Merkmalen unterteilen.

Auf der Grundlage dieser Dekonstruktion der traditionellen Idee des Individualismus können wir die Idee eines metamodernen Individuums rekonstruieren. Ein metamodernes Individuum wäre eine komplexe und dynamische Einheit, die durch eine Reihe von Faktoren geformt wird, einschließlich ihres Bewusstseins und Unterbewusstseins, ihrer Interdependenz mit anderen und den Auswirkungen von Zeit, Raum, Bildung und sozialem Status auf ihre Erfahrungen und Identität. Keines dieser Spannungsfelder darf ignoriert werden, wenn wir den Druck der Hypermoderne abmildern wollen.

Das metamoderne Individuum ist beides, nicht unteilbar an und für sich, und doch unteilbar sowohl von seiner äußeren als auch von seiner inneren Umwelt. Das metamoderne Individuum befindet sich in einem myzelartigen Netzwerk rhizomatischer Verwurzelung, an der Grenze zwischen einer materiellen Welt und einem immateriellen Bewusstsein. Diese Sichtweise des Individuums erkennt die Bedeutung von Mitgefühl und Verständnis an und versucht, die Rechte und Freiheiten des Einzelnen mit der Bedeutung der Zugehörigkeit zu einer größeren Gemeinschaft mit sozialem Kontext und der Verantwortung dieses Umfelds für den Einzelnen und umgekehrt in Einklang zu bringen.

Der metamoderne Individualismus würde im Gegensatz zum hypermodernen Individualismus die Bedeutung der Gemeinschaft und der Verbindung mit anderen und ihrer Umgebung stärker betonen. Während sich der hypermoderne Individualismus auf die Fähigkeit der Technologie konzentriert, den Einzelnen zu verbinden und ihm mehr Kontrolle über sein Leben zu geben, würde der metamoderne Individualismus den Wert einer tieferen Verbindung zwischen uns und unserer Umgebung und Umwelt erkennen. Er macht deutlich, wie wichtig es ist, Technologie als ein größeres Ganzes zu nutzen, indem er die Dynamik und die Spannungen zwischen dem Ganzen und seinen Teilen erforscht.

Im modernen Individualismus wird die Technologie oft als etwas „anderes“ als der Mensch betrachtet, während sie in der Postmoderne als Ergänzung zum Menschen gesehen wird. Das bedeutet, dass die Technik als etwas angesehen wird, das von der Menschheit getrennt und ihr überlegen oder unterlegen ist, mit ihren eigenen einzigartigen Eigenschaften und Fähigkeiten. Diese Einordnung der Technologie als etwas „Anderes“ kann eine Reihe von Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie wir Technologie betrachten, nutzen und schaffen. Die Hypermoderne oszilliert zwischen diesen beiden Polen (Cooper 2020) (Ludford 2021).

Eine der wichtigsten Auswirkungen dieser hypermodernen Sichtweise ist, dass sie zu einem Gefühl der Ehrfurcht und Verehrung für die Technologie führen kann, als ob sie etwas fast Magisches oder Göttliches wäre. Dies kann dazu führen, dass die Menschen eher bereit sind, der Technologie zu vertrauen und sich auf sie zu verlassen, selbst wenn sie nicht vollständig verstanden wird oder ihre Wirksamkeit nicht erwiesen ist (während sie umgekehrt auch Misstrauen schürt). Eine weitere Auswirkung dieser Sichtweise ist, dass sie dazu führen kann, dass man sich von der Technologie, ihrer Macht und ihren Auswirkungen und Grenzen distanziert. Da die Technik als etwas „Anderes“ und auch als mehr oder weniger menschlich angesehen wird, werden ihre Grenzen und potenziellen Nachteile oft verschwiegen oder heruntergespielt. Dies kann es den Menschen erschweren, die Grenzen der Technologie zu erkennen und anzusprechen, insbesondere wenn es um die Lösung komplexer Probleme geht.

Viele Menschen glauben zum Beispiel, dass die Technik jedes Problem lösen kann, egal wie komplex oder schwierig es ist. Dieser Glaube beruht auf der Annahme, dass die Technik unendlich mächtig und fähig ist und dass sie zur Überwindung jedes Hindernisses oder jeder Herausforderung eingesetzt werden kann. Diese Annahme ist jedoch unzutreffend, da die Technik nicht jedes Problem lösen kann und ihre eigenen Grenzen und Zwänge hat. Viele dieser Beschränkungen sind offensichtlich menschlicher Natur. Die von Jill Nephew (2022) beschriebene Abhängigkeit von der analytischen Intelligenz veranlasst die Autorin, die künstliche Intelligenz als anthropomorphisierte Schnittstelle zur automatisierten analytischen Intelligenz zu betrachten. KI besitzt noch keine natürliche Intelligenz und auch keine emotionale Intelligenz. Aber sie hat gelernt und wiederholt alle Arten von Bigotterie.

Kurz gesagt, die Einstufung von Technologie als „anders“ und mehr als menschlich kann eine Reihe von Auswirkungen darauf haben, wie wir Technologie betrachten und nutzen und wie wir uns selbst und andere Menschen betrachten und behandeln. Beispielsweise scheint sich das Gefühl, dass Technologie etwas anderes oder weniger als ein Mensch ist, auf die Menschen am anderen Ende der Technologie zu übertragen. Dies kann zu einem Gefühl der Ehrfurcht und Ehrfurcht vor der allgegenwärtigen Macht der Technologie als Phänomen selbst führen (was zu einer Anfälligkeit für Ausbeutung führt), aber auch zu einer Loslösung von ihren Grenzen. Diese Sichtweise kann auch die Grenzen der Technologie verschleiern und es den Menschen erschweren, die Herausforderungen komplexer Probleme zu erkennen und anzugehen.

Der hypermoderne individualistische Neo-Narzissmus kann sogar zu einer Art Artenstolz auf die Genialität unserer externen In(ter)ventionen führen, was zu einer auf Hybris basierenden Kurzsichtigkeit führt. Der metamoderne Individualismus verändert, wie oben beschrieben, die Art und Weise, wie wir Technologie sehen und nutzen, indem er die Bedeutung der diunitalen Struktur der emotionalen Intelligenz anerkennt, die zum Wert der Interdependenz und der Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen führt.

Diese Herangehensweise an den Individualismus stellt die traditionelle Sichtweise von Technologie als „anders“ und nicht menschlich in Frage und sieht Technologie stattdessen als eine Erweiterung der Menschheit und somit als Bestandteil der Natur und als (hyper)modernes Werkzeug, das zur Verbesserung menschlicher Erfahrungen und Verbindungen genutzt werden kann. Darüber hinaus würde ein metamoderner Individualismus auch die potenziellen Schattenseiten von Technologie und Hypermoderne berücksichtigen, wie die Verbreitung von Fehlinformationen und den Verlust der Privatsphäre. Er würde versuchen, ein Gleichgewicht zwischen den Vorteilen der Technologie, der Bildung und der Bedeutung der Aufrechterhaltung starker Verbindungen mit anderen und der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft herzustellen.

Kurz gesagt, der metamoderne Individualismus wäre ein nuancierterer und diunitaler Ansatz des Individualismus, der den Wert der Interdependenz und die Bedeutung der Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen anerkennt. Er würde versuchen, die Vorteile der Technologie und der Hypermodernität mit der Bedeutung von Gemeinschaft und Verbindung in Einklang zu bringen. Wir erkennen an, dass das Individuum selbst in fast jeder Hinsicht teilbar und dennoch untrennbar von seiner Umwelt oder seinem Umfeld ist. Das bedeutet, dass die Umwelt die volle Verantwortung für die Entscheidungen trägt, die der Einzelne trifft. Gleichzeitig ist der Einzelne aber auch voll verantwortlich für die Entscheidungen, die er trifft. Diese drei Sätze sind es wert, noch einmal gelesen zu werden.

Ein metamoderner Individualismus würde daher einen größeren Schwerpunkt auf Mitgefühl und Verständnis legen und anerkennen, dass die Erfahrungen und Perspektiven der Menschen von den Gemeinschaften und Kulturen, in denen sie leben, geprägt sind. Anstatt Individualismus als ein rein individuelles Streben zu betrachten, würde der metamoderne Individualismus ihn als Teil eines größeren sozialen und kulturellen Kontextes sehen. Jedes Individuum als Spiegelbild des Ganzen ist ein Ziel an sich und sollte nicht nur als Mittel benutzt werden, ohne seine Zustimmung, wie es beim Langfristdenken der Fall ist.

Schließlich sieht der metamoderne Individualismus die Technologie als nicht-menschlich und doch als eine Erweiterung der Menschheit und des menschlichen Körpers selbst; als potentiell sowohl die Macht des Himmels als auch die Knechtschaft der Hölle. Der technologische Imperativ sollte daher darin bestehen, die Technologie zu nutzen, um ein Umfeld zu schaffen, in dem wir die Wahlmöglichkeiten haben, die uns leichter zu unserem höchsten ethischen Ziel führen können: eine „ethische Menschheit“, in der es eine Befreiung vom Leiden und eine Minimierung des unangemessenen Leidens für alle fühlenden Wesen gibt.

Wie wir gesehen haben, wurde die moderne Etymologie des Individuums in lateinischer Sprache dargestellt. Wir vermuten, dass die postmoderne Lesart eine unvollständige Darstellung war, dass das Individuum sowohl unteilbar als auch dual ist. Wie wir gesehen haben, würde die hypermoderne Etymologie zwischen diesen beiden Begriffen oszillieren. Dies bietet die Aussicht auf eine neue Etymologie für das Individuum, die besser zur metamodernen Theorie passt. Eine, die etwas von der spirituellen Bedeutung der zweiten und vierten Erwähnung der Metamoderne (Haig, 1991 und Devi, 1995) für diese Zeiten der „säkularen Religionen“ zurückgewinnt.

In- wie innerhalb einer Umgebung. Situierung des Individuums als untrennbar von seiner kontextuellen Umgebung.

Divi- wie in (demi)göttlich. Situierung der Menschheit mit der potenziellen Macht von Göttern mittels Technologie und der Mentalität eines Teenagers aus einer schwer gestörten Familie.

Dual- unterstreicht die tatsächliche Dualität des Individuums in seiner Zweiheit. Göttlich und jugendlich, bewusst und unbewusst, unteilbar und teilbar.

Harmonia Rosales – „America Civilized“Harmonia Rosales – „America Civilized“

ii) Nutzen und Herausforderungen des metamodernen Individualismus

„Ich bin dazu gekommen, die Meta-Moderne, den zeitgenössischen Zustand bewusst zu sein, bewusst zu sein, zu nennen.“

Stanley Horner (2003)

Der metamoderne Individualismus muss die inhärente Diunalität der Realität als in der Menschheit enthalten akzeptieren. In diesem Fall müssen wir die Technologie sowohl als Teil von uns, als Erweiterung von uns, als getrennt von uns und als Teil der Natur (wie ein Vogelnest für einen Vogel) betrachten. Dadurch wird sie als Teil des Problems, der Lösung und als Opfer betrachtet. Hier kommt die Frage der Abhängigkeit vom Geist ins Spiel, und eine vollständige Dekonstruktion des Geistes und eine Rekonstruktion des Geistes würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Storm (2019) zeigt, wie die Metamoderne durch eine tiefere Dekonstruktion als die Postmoderne und eine stärker antifragile Rekonstruktion als die Moderne die Zukunft der Theorie sein kann. Nicht einfach nur eine Oszillation oder eine Substanz. Wir müssen mit einer Metamorphose darüber hinausgehen, die von der Umstrukturierung dessen, was ist, mit der inneren Technologie einer neuen Perspektive auf dieselbe Umweltlandschaft ausgeht.

Eine Möglichkeit, wie sich dieser Perspektivwechsel in der Nutzung von Technologie manifestieren könnte, ist die Entwicklung neuer Technologien, die darauf ausgerichtet sind, Mitgefühl und Verständnis zu fördern. Algorithmen, die mehr Wert auf die Vertiefung des Wohlbefindens und auf Bildung jenseits ablenkender Unterhaltung legen. Ein weiteres Beispiel: Ein metamoderner Mensch könnte die virtuelle Realität nutzen, um die Erfahrungen und Perspektiven anderer Menschen zu simulieren und so andere besser zu verstehen und mit ihnen in Beziehung zu treten.

Der metamoderne Individualismus erkennt auch die Grenzen der Technologie an und weiß, wie wichtig es ist, die Vorteile der Technologie mit dem Bedürfnis nach menschlichen Beziehungen und Gemeinschaft in Einklang zu bringen. Infolgedessen könnte der Einsatz von Technologie sorgfältiger überlegt und reguliert werden, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, die Technologie so einzusetzen, dass sie menschliche Erfahrungen und Beziehungen fördert, anstatt sie zu ersetzen.

Ein metamoderner Mensch könnte zum Beispiel soziale Medien und andere Formen der Online-Kommunikation nutzen, um mit anderen in Kontakt zu treten und Erfahrungen und Perspektiven auszutauschen, aber er könnte auch die potenziellen Nachteile der Technologie bedenken, wie den Verlust der Privatsphäre und die Gefahr der Isolation. Er könnte seine Nutzung der Technologie in bestimmten Kontexten einschränken, z. B. bei persönlichen Gesprächen, um der menschlichen Verbindung und Kommunikation den Vorrang zu geben.

Insgesamt verändert der metamoderne Individualismus die Art und Weise, wie wir Technologie sehen und nutzen, indem er die Bedeutung von Mitgefühl, Verständnis und Interdependenz anerkennt und versucht, die Vorteile der Technologie mit dem Bedürfnis nach menschlicher Verbindung und Gemeinschaft in Einklang zu bringen. Dieser Perspektivwechsel könnte zur Entwicklung neuer Technologien führen, die Mitgefühl und Verständnis fördern, sowie zu einem achtsameren und geregelteren Umgang mit der Technologie im Alltag.

Der metamoderne Individualismus betrachtet das Individuum als Teil der Natur und nicht als eine separate und unabhängige Einheit. Diese Sichtweise erkennt an, dass das Individuum keine in sich geschlossene Einheit ist, sondern vielmehr von der natürlichen Welt geprägt und mit ihr verbunden ist. Das bedeutet, dass die Erfahrungen, Überzeugungen und Entscheidungen des Einzelnen nicht nur das Ergebnis seines eigenen Handelns sind, sondern auch von der natürlichen Umgebung und dem breiteren Ökosystem, in dem er lebt, beeinflusst werden. Dies führt zu der Erkenntnis, dass der Einzelne zwar autonom für seine Entscheidungen verantwortlich ist, dass aber die Umwelt fast (wenn nicht sogar vollständig) für die Auswahlmöglichkeiten verantwortlich ist, die der Einzelne hat.

Der metamoderne Individualismus betrachtet auch die Technologie als Teil des Individuums und der Natur. Anstatt die Technologie als etwas von der Menschheit und der natürlichen Welt Getrenntes und „Anderes“ zu betrachten, sieht diese Sichtweise die Technologie als ein Werkzeug, das zur Verbesserung der menschlichen Erfahrungen und Verbindungen sowie zum Schutz und zur Erhaltung der natürlichen Umwelt eingesetzt werden kann. Die Auswirkungen dieser Sichtweise auf das Individuum und die Technologie werden wahrscheinlich weitreichend sein. Für den Einzelnen könnte diese Sichtweise zu einem stärkeren Gefühl der Verbundenheit und gegenseitigen Abhängigkeit mit der natürlichen Welt sowie zu einem größeren Bewusstsein für die Auswirkungen seiner Entscheidungen und Handlungen auf die Umwelt führen. Dies könnte den Einzelnen dazu anregen, mehr Verantwortung für die natürliche Welt zu übernehmen und Technologien auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise zu nutzen.

Für die Gesellschaft als Ganzes könnte diese Sichtweise auf den Einzelnen und die Technologie zu einer stärkeren Betonung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit führen. Anstatt die Technologie als Mittel zur Ausbeutung der natürlichen Welt zu betrachten, würde der metamoderne Individualismus die Technologie als ein Werkzeug zur Erhaltung und zum Schutz der Umwelt ansehen und die Entwicklung von Technologien fördern, die nachhaltig und umweltfreundlich sind. Da unsere Technologie immer mehr zu einem Teil von uns wird, müssen wir uns außerdem daran erinnern, dass wir zwar eines Tages das Menschsein mit Hilfe der Technologie überwinden können, aber unseren Sinn für Menschlichkeit bewahren müssen.

Es ist anzumerken, dass Metamoderne und Hypermoderne bereits früher miteinander vermengt worden sind. Vielleicht tun wir das auch hier in diesem Papier. Wir haben den Versuch unternommen, den Dialog auf die diunitale Kognition als kulturelle Logik und die emotionale Intelligenz als produzierte Struktur des Gefühls zu lenken, um die nuancierteren Theorien des Metamodernismus von den weniger komplexen Beobachtungen und Theorien des Hypermodernismus zu unterscheiden. Die „Niederländische Schule“ (Cooper 2018) hat den Metamodernismus mit ihrem Fokus auf Oszillation in ihrem bahnbrechenden Papier (Akker & Vermeulen 2010) falsch dargestellt.

Dies stellt die zweitgrößte Bedrohung des Metamodernismus durch die Hypermoderne (und metamoderne Praktiken im Allgemeinen) dar. Diese Bedrohung besteht in der Verquickung von Metamoderne und Hypermoderne und der Unzusammenhängendheit des akademischen Dialogs, wie sie von Cooper (2022) zum Ausdruck gebracht wurde. So wie Pipere und Martinsone (2022) feststellten, dass wir uns in früheren Stadien der Metamoderne wohlfühlen und sie einbeziehen sollten, schlägt der Autor vor, dass wir sie auch entlang der Abstufungen zwischen mehr oder weniger hypermodern einordnen und dabei alle Spannungen, die diese Hierarchie erzeugt, erkunden sollten. Frühere, hypermoderne Metamoderne-Modi können dann als Induktion zu den komplexeren Modi der Metamoderne aktualisiert werden. Wir nennen dies die Metamoderne-Leiter.

Der größte Nachteil der Metamoderne besteht darin, dass sie anfällig für die Kommodifizierung ist. Daher müssen wir nach Bereichen Ausschau halten, in denen die Kommodifizierung verlangsamt wird und, was noch wichtiger ist, nach Bereichen, in denen sie gemäß den hypermodernen Wertesystemen nicht stattfindet und nicht stattfinden kann. Einige Beispiele dafür sind „künstlerische Ausdrucksformen von 'Amateuren', aber auch Gesetze, ethische Werte, solidarisches Handeln, Freiwilligenarbeit, Akte der gegenseitigen Hilfe“ (Lipovetsky 2018). Jeder Modus der Metamodernen Leiter, der von Graden hypermoderner dichotomer Oszillation bis zu Graden metamoderner Diunitalität reicht, ist der Gefahr der Korruption und Ausbeutung durch Kommodifizierung ausgesetzt. Daher müssen wir in Übereinstimmung mit Storm (2021) in der Lage sein, den metamodernen Modus explizit zu definieren. Ein Beispiel für eine solche Definition wird in diesem Papier gegeben:

Metamoderne ist eine Praxis, die das diunitale, das beides-und-Denken und die emotionale Intelligenz auf systemisch tiefere Weise einbezieht, um neue Perspektiven auf die Paradoxien der Gegenwart zu gewinnen. Dies wiederum ermöglicht eine Neuausrichtung und Neukonfiguration des paradoxen Problems, so dass neue Lösungen auf natürliche Weise Gestalt annehmen können.

Solche Definitionen ermöglichen es uns, Gespräche darüber zu führen, inwieweit eine Praxis oder eine Theorie metamodern oder hypermodern ist. Dies führt natürlich zu einer größeren Verwundbarkeit, wenn wir über neue metamoderne Theorien schreiben. Andererseits können wir mit der intellektuellen Bescheidenheit, die sich aus der emotionalen Intelligenz ergibt, hoffen, dass dieser Schritt auch einen größeren interdisziplinären Diskurs über Hypermoderne und Metamoderne anregen wird.

Eine letzte Schwäche der Idee des metamodernen Individualismus besteht darin, dass sich das Individuum nun als untrennbar von seiner Umwelt erwiesen hat, was das Machtvakuum im Zentrum des Individuums offenbart, das der Nihilismus ungelöst füllen kann. Dieser wahrgenommene Mangel ist das Herzstück des Narzissmus. Dies ist ein zentrales Beispiel dafür, wie Interkonnektivität Verwundbarkeit hervorruft. Hier liegt also die scheinbare Vergeblichkeit der Metamoderne als „Politik des Scheiterns“ (Brunton 2018). Dieser Autor hat an anderer Stelle in einer Untersuchung mit dem Titel Meta-Nothing (2019) darauf hingewiesen, dass das, was wir als Nichts wahrnehmen, sowohl Wert als auch Bedeutung hat. Die Implikationen des Meta-Nichts und die Verbindungen zwischen Narzissmus und Nihilismus würden den Rahmen dieses Textes sprengen. Kurzum, wir müssen wieder Wert und Bedeutung im Nichts selbst finden.

„Die Metamoderne bewegt sich um der Bewegung willen, sie versucht es trotz ihres unvermeidlichen Scheiterns; sie sucht für immer nach einer Wahrheit, die sie niemals zu finden erwartet. Wenn du uns die Banalität der Metapher für einen Moment verzeihst, nimmt die Metamoderne also willentlich eine Art von Esel-und-Möhre-Doppelbindung an. Wie ein Esel jagt sie einer Möhre hinterher, die er nie fressen kann, weil die Möhre immer knapp außerhalb seiner Reichweite liegt. Aber gerade weil er es nie schafft, die Möhre zu fressen, hört er nie auf zu jagen.“

Vermeulen und van der Akker, Notes on Metamodernism (2010)

VII. Schlussfolgerung

In diesem Beitrag werden einige Probleme untersucht, die mit der Hypermoderne und dem Individualismus verbunden sind, und es wird behauptet, dass metamoderne Prinzipien, wie z. B. das diunitale, beides-und-Denken, verwendet werden können, um diese Probleme zu lösen. Das Papier definiert Hypermodernismus und Individualismus und stellt den metamodernen Individualismus als Produkt des diunitalen Denkens als mögliche Lösung für die Herausforderungen des hypermodernen Individualismus vor. Es werden die potenziellen Vorteile dieses Ansatzes erörtert, aber auch einige der Herausforderungen und Grenzen, mit denen er konfrontiert sein könnte. Außerdem werden die Auswirkungen der Metamoderne und des diunitalen Denkens auf unseren Umgang mit der Technologie und auf die Zukunft von Gesellschaft und Kultur untersucht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Metamoderne und das diunitale Denken einen vielversprechenden Ansatz zur Bewältigung der Probleme der Hypermoderne und des Individualismus bieten. Durch die Ablehnung der binären Oppositionen und Polarisierungen von Moderne und Postmoderne und durch die Betonung der Bedeutung von Perspektive, Kontext und Integration bietet die Metamoderne ein nuancierteres und ausgewogeneres Verständnis der Welt. Indem er die Verflechtung von Individuum, Natur und Technologie anerkennt, bietet das diunitale Denken einen ausgewogeneren und ganzheitlicheren Ansatz für den Individualismus und unsere Nutzung der Technologie. Wenn wir diese Prinzipien auf die Herausforderungen unserer Zeit anwenden, können wir eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft für alle schaffen. Gleichzeitig besteht weiterhin die Gefahr, dass solche Versuche durch die Kommerzialisierung vereitelt werden. In unserer hypermodernen Zukunft muss die Metamoderne dafür sorgen, dass wir auf dem Weg zur zunehmenden Technologisierung des Menschen unsere Menschlichkeit bewahren.

Ron English – „Last Supper“Ron English – „Last Supper“

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Der Artikel von Germane Marvel erschien am 11.12.2022 im Original als Metamodern Individualism Anonymous in seinem Blog. Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung. Dankeschön!