Wir sollten in unserer Kommunikation nicht grob und ungenau mit Fakten umgehen, besonders nicht, um unsere Bekanntheit zu steigern. Allerdings ist gutes Storytelling notwendiger, aber auch riskanter, als je zuvor.

Denn es ist wahnsinnig schwer, komplexe Sachverhalte in eine ansprechende und dennoch präzise Geschichte zu verpacken. Das erfordert eine einfache, emotional überzeugende Sprache, die anschaulich und fesselnd ist. Das wird durch die Kognitionswissenschaft bestätigt.

Wir müssen also genau sein, was Fakten angeht, allerdings reicht das allein nicht aus, um Nicht-Fachleuten eine wirksame Botschaft zu vermitteln. Und diese Menschen sind die, die diese Informationen am dringendsten brauchen, um besser informierte Bürger:innen zu sein und um selbst qualitativ aktiv werden zu können. Deshalb müssen Wissenschaftler:innen auch wissen, wie sie mit einer einfachen, anschaulichen und emotionalen Geschichte überzeugen können.

Leider sind sie meist darin nicht besonders gut. Und wahrscheinlich sind auch viele eher rational denkende Menschen, mich eingeschlossen, nicht sehr gut darin. Sie spotten darüber und lehnen Storytelling ab, selbst wenn es von der Kognitionswissenschaft bestätigt wird. Vielleicht verachten sie auch schlicht die Kognitionswissenschaft und sehen sie als Pseudowissenschaft. Oder sie sehen Geschichten als Appell an Emotionen und nicht an die Ratio. Außerdem schwingt oft der Gedanke von Manipulation mit.1

Deshalb bleiben sie – und ich – eher in ihren isolierten und doch recht selbstgefälligen Gemeinschaften, die wenig bis gar keinen Einfluss auf die breite Öffentlichkeit haben, unterwegs. Das ist schade, denn wir brauchen eine gut informierte Öffentlichkeit, um die wirklichen Feinde der Wissenschaft zu bekämpfen, wie wachsenden Faschismus oder zunehmende Esoterik, oder um die Früchte der Wissenschaft bei existenziellen Bedrohungen wie dem Kampf gegen den Klimawandel zu nutzen, oder um große Themen wie soziale Ungerechtigkeit anzugehen. Und wahrscheinlich so ziemlich überall auch sonst dort, wo ein „Nichthandeln, um sich gut zu fühlen“ infrage gestellt werden muss.

Geschichten mögen zwar gegensätzlich zu dieser Intuition erscheinen, da wir in der Tat einen rationalen Ansatz benötigen, um menschgemachte Probleme zu lösen. Allerdings ist Storytelling die einzige Chance, Menschen im großen Maßstab zu fesseln und dann hoffentlich mit etwas Wissen und Werkzeugen zu bedienen, um dazu beizutragen, sich und die Welt zu verbessern.

Tja, Lektion gelernt. Auf das Storytelling. Ich arbeite daran.

Fußnoten

  1. Selbst Beeinflussung ist aus wissenschaftlicher Sicht schon eher meh. Und dazu gilt auch noch ÜBERSCHRIFT № 737. ↩︎