FN 72-2: Counterintelligence im eigenen Haus (Teil 2 von 2)

Feldnotiz

Das ist eine diagnostische Linse. Ein Manöver, um die Realität durch eine ungemütliche Dimension zu rotieren und Muster zu erkennen, die sonst unsichtbar bleiben.

Betrachte deine Organisation für einen Moment als Operationsgebiet.

In diesem Gebiet existiert eine offizielle Doktrin – die Mission und die Werte. Daneben existiert eine operative Realität – die ungeschriebenen Regeln und Machtspiele, die das Überleben sichern. Klaffen beide auseinander, entsteht ein zweites, verdecktes Spiel.

In diesem Spiel werden die Werkzeuge der Personalentwicklung zu Instrumenten der Spionage und Gegenspionage:

  • Der Kompetenzkatalog wird zum Verhörprotokoll, das testet, wer die offizielle Sprache spricht.
  • Das Agile-Training wird zur Einfluss-Operation, die Konformität mit dem neuen Jargon belohnt.

Die Akteur:innen darin handeln rational und aus Notwendigkeit. Sie werden zu Doppelagent:innen. Sie lernen, die offiziellen Rituale zu performen und die geforderten Skills auf dem Papier nachzuweisen. Das ist ihre Tarnung zum Überleben. Ihre eigentliche Energie investieren sie in das informelle System, denn dort werden die entscheidenden Schlachten geschlagen. Das macht sie zu Überlebenskünstler:innen in einem System mit einem fundamentalen Glitch: einem Mangel an Alignment.

Die Regeln dieses zweiten Spiels mit unbarmherziger Klarheit zu erkennen, ist der einzige Weg, die Bedingungen zu schaffen, die es überflüssig machen.

Die strategische Frage lautet: Wie wird ein Operationsgebiet geschaffen, in dem die offizielle Mission und die Überlebensstrategie der Akteur:innen identisch werden? Wie wird aus permanenter Counterintelligence Alignment?


Dieser Text ist die zweite von zwei Feldnotizen zum Thema Interne Sabotage.